Aschau –
Die Angehörigen der toten Hanna W. (23) und des Angeklagten Sebastian T., sie saßen an nahezu jedem Verhandlungstag im Großen Saal des Landgerichts Traunstein. Die Fahrten zum Gericht werden künftig länger. Denn die Neuauflage des Mordprozesses wird nicht in Traunstein ausgetragen. Sie geht in Laufen nahe der österreichischen Grenze über die Bühne. Anderer Verhandlungsort, aber dieselbe Mannschaft. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte in seiner Revisionsentscheidung den Fall an das Landgericht Traunstein zurückverwiesen. Damit steht die 1. Jugendkammer unter dem Vorsitz von Heike Will in der Verantwortung. Eine Zwickmühle: Denn eben diese Kammer hatte im „Eiskeller-Prozess“ den Befangenheitsantrag gegen die 2. Jugendkammer abgelehnt. Zu Unrecht, wie der BGH befand. Nach Auslegung der Karlsruher Richter scheint sich ein E-Mail-Austausch zwischen Richterin Jacquline Aßbichler und Oberstaatsanwalt Wolfgang Fiedler geeignet, die Besorgnis der Befangenheit auszulösen. Damit war entschieden: Der Prozess wird komplett neu aufgerollt. Der Grund, warum die Verhandlung nunmehr im Landkreis Berchtesgadener Land über die Bühne geht: Dem Landgericht Traunstein geht der Platz aus. „Wir haben Terminprobleme“, sagte Gerichtssprecherin Cornelia Sattelberger auf OVB-Anfrage. Unter anderem sei parallel ein großes Schwurgerichtsverfahren im Großen Saal anberaumt. Also schloss sich das Landgericht Traunstein mit dem Amtsgericht in Laufen kurz. Im Großen und Ganzen sei das organisatorisch geklärt, sagte Sattelberger, nur Details seien noch offen. Währenddessen laufen die Vorbereitungen von Richterin Heike Will auf Hochtouren. Ein neues Gutachten soll etwa die Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen Adrian M. und den Wahrheitsgehalt seiner Aussage prüfen.
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