Genf – Angesichts des anhaltenden Krieges im Gazastreifen sind nach UN-Einschätzung mittlerweile alle Bewohner des Palästinensergebiets von einer Hungersnot bedroht. Der Gazastreifen sei das einzige „fest umrissene Land oder Territorium auf der Welt, in dem die gesamte Bevölkerung von Hunger bedroht ist“, sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten, Jens Laerke, am Freitag in Genf. Der Gazastreifen sei damit „der Ort mit dem größten Hunger auf der Welt“.
Israel hatte mit der Wiederaufnahme der Angriffe im Gazastreifen Anfang März eine Blockade sämtlicher humanitären Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet verhängt, woraufhin Hilfsorganisationen wiederholt vor einer Hungersnot warnten. Am 19. März wurde die Blockade nach massivem internationalem Druck aufgehoben, seitdem gelangt aber nur unzureichend Hilfe in das Gebiet. Laut Laerke genehmigte Israel seit der Aufhebung der Blockade zwar 900 Lastwagen mit Hilfsgütern die Überquerung der Grenze, allerdings seien nur die Ladungen von 600 Lkw bisher im Gazastreifen zugänglich. Die Verteilung gestalte sich aufgrund der anhaltenden Angriffe schwierig.
Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, kritisierte die israelische Regierung ungewöhnlich offen. „Meine Aufgabe, Israel zu verteidigen, wird immer schwieriger, weil es in der israelischen Regierung Stimmen gibt, die völlig inakzeptabel sind.“ Beck ist ein bekannter Unterstützer Israels. Aber: „Wenn Minister dazu aufrufen, die Bevölkerung in Gaza auszuhungern oder ins Ausland zu schicken, was nichts anderes als eine ethnische Säuberung ist, dann macht das unsere Aufgabe sehr schwierig.“