München – Seit Pfingstmontag liegt ein milchiger Dunst über Bayern. Dabei handelt es sich nicht um Saharastaub, sondern um Rauchpartikel der Waldbrände in Kanada. Die Luftströme haben sie über den Atlantik bis nach Mitteleuropa getragen. In dieser Intensität ein sehr seltenes Phänomen, erklärt Hannes Vogelmann, Experte für Atmosphärische Umweltforschung. „Es ist wirklich ungewöhnlich, dass die Rauchpartikel in bis zu neun Kilometer Höhe in der Luft sind.“
Am deutlichsten waren die Rauchpartikel am Dienstagnachmittag zu sehen – aber auch in den kommenden Tagen wird der trübe Schleier wohl noch in der Luft hängen. „Erst durch den nächsten Regen wird die Atmosphäre wieder ausgewaschen“, sagt Thomas Adam vom Institut für Umwelttechnik an der Bundeswehr-Universität Neubiberg. Dort wurden am Dienstagabend Feinstaub-Werte von bis zu 95 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Das ist fast doppelt so viel wie der von der EU gestattete Tagesdurchschnittswert. Adam kann aber Entwarnung geben: Gestern Morgen hatten die Werte wieder Normalniveau erreicht.
Nicht nur die Webcams der bayerischen Berggipfel zeichnen seit Montag milchige Bilder auf. Auch in der Landeshauptstadt waren die Rauchpartikel in der Luft deutlich zu sehen. München hatte es am Dienstag laut Meteorologen für kurze Zeit auf Platz 1 der Rangliste von Großstädten mit der höchsten Luftverschmutzung geschafft – sogar noch vor der indischen Hauptstadt Delhi. Auch dort gab es aber gestern Entwarnung. München ist wieder auf Rang 37 zurückgefallen. Spätestens Sonntag dürfte das Phänomen vorbei sein – es ist Regen angekündigt. KWO