Berlin – Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat die Deutschen aufgefordert, mehr und länger zu arbeiten – und mit ihrem Vorstoß eine Kontroverse ausgelöst, auch in der eigenen Partei. „Der demographische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss steigen“, sagte die Ministerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Zuspruch bekam sie von Arbeitgeber-Seite, der CDU-Sozialflügel kritisierte Reiche scharf.
Reiche argumentierte, es könne „auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen“. Es gebe viele Beschäftigte in körperlich anstrengenden Berufen, aber auch viele, die länger arbeiten wollten und könnten.
Unternehmen hätten ihr berichtet, dass ihre Beschäftigten am US-Standort 1800 Stunden pro Jahr arbeiteten, in Deutschland aber nur 1340 Stunden. „Im internationalen Vergleich arbeiten die Deutschen im Durchschnitt wenig“, kritisierte Reiche. Die sozialen Sicherungssysteme seien überlastet. Ähnlich wie die Wirtschaftsministerin hatten sich in den vergangenen Monaten bereits Bundeskanzler Friedrich Merz und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann geäußert.
Der Vorstoß kommt nicht in allen Teilen der Partei gut an – der CDU-Sozialflügel (CDA) kritisierte Reiches Aussagen am Wochenende scharf. Bundesvize Christian Bäumler sagte, ihre Forderungen hätten keine Grundlage im Koalitionsvertrag. „Wer als Wirtschaftsministerin nicht realisiert, dass Deutschland eine hohe Teilzeitquote und damit eine niedrige durchschnittliche Jahresarbeitszeit hat, ist eine Fehlbesetzung“, sagte er.
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