Karenztage sollen Kosten senken

von Redaktion

Studie: 82 Milliarden Euro für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

München/Köln – Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) stellt die bisherige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall infrage. „Um die Unternehmen zu entlasten, ist es dringend notwendig, diese Kosten zu reduzieren“, erklärte das Forschungsinstitut. So könnte etwa die Lohnfortzahlung für die ersten Krankheitstage ausgesetzt oder generell gesenkt werden. Ein anderes Konzept sieht vor, die Entgeltfortzahlung für erkrankte Arbeitnehmer auf sechs Wochen im Jahr zu begrenzen, auch wenn es sich um verschiedene Krankheiten handelt.

Der IW-Ökonom Jochen Pimpertz, begründete die Forderungen damit, dass die Arbeitgeber im vergangenen Jahr geschätzt rund 82 Milliarden Euro für kranke Beschäftigte aufgebracht hätten. Die Summe habe sich seit dem Jahr 2010 mehr als verdoppelt. Für den Anstieg gibt es allerdings gute Gründe, die auch die IW-Studie teilweise nennt: So ist die Erwerbstätigkeit in dieser Zeit deutlich gestiegen. Damit steigt auch die Zahl der Krankheitsfälle.

Wirtschaftsverbände reagierten zurückhaltend. Es dürfe aber keine Denkverbote geben, heißt es etwa beim Verband der Familienunternehmer und bei der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Deren Chef, Bertram Brossardt, erklärte allerdings, es habe auch gute Gründe gegeben, den Karenztag 1970 abzuschaffen. Mitarbeiter sollten sich nicht gezwungen sehen, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen.

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bayern, Bernhard Stiedl, bezeichnete den Vorstoß als Rückfall in die soziale Steinzeit und als Angriff auf die Gesundheit der Beschäftigten. Arbeitgeber sollten lieber für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. » WIRTSCHAFT

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