München/Berlin – Deutschland führt erstmals direkte Gespräche mit den afghanischen Taliban, um mehr Abschiebungen zu ermöglichen. Künftig sollen regelmäßig abgewiesene Asylbewerber mit Linienflügen von Deutschland nach Afghanistan gebracht werden. Das Bundesinnenministerium bestätigte die Gespräche auf Anfrage.
„Wir wollen reguläre und regelmäßige Rückführungen nach Afghanistan ermöglichen“, sagte Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) unserer Zeitung. „Dazu gibt es Gespräche auf technischer Ebene mit afghanischen Vertretern.“ Laut „Bild“ traf sich Anfang September eine deutsche Delegation aus Dobrindts Ministerium mit den Afghanen in Katar, um über einen regulären Abschiebe-Mechanismus zu beraten. Katar fungierte bisher als Vermittler, ermöglichte auch die ersten Abschiebungen per Charter-Flug. Eine Entsendung von deutschen Experten direkt nach Kabul wird derzeit geprüft.
Dobrindts Ziel ist, die bisher 2024 und 2025 je einmal erprobten teuren und aufwendigen Charterflüge über Katar durch regelmäßige Abschiebungen per Linienflug zu ersetzen. Damit sollen die Abschiebe-Zahlen von verurteilten (schweren) Straftätern aus Afghanistan insgesamt deutlich steigen, es ist Teil der von der Regierung versprochenen Asylwende.
Die Gespräche demnächst in Kabul sind politisch hoch brisant. Die Bundesregierung erkennt die Herrschaft der radikalislamistischen Taliban nicht offiziell als legitime Regierung Afghanistans an. Eine reguläre deutsche Botschaft in Kabul gibt es derzeit nicht, lediglich eine „EU-Rumpfvertretung“. Eine offizielle Anerkennung der Taliban stehe derzeit nicht zur Debatte, sagte ein Regierungssprecher im Juli.CD