München – Eine Woche nach Schulstart stehen die Abiturienten an den 440 bayerischen Gymnasien weitgehend ohne Schulbücher da. Schulleiter berichten über ernst zu nehmende Engpässe. „Es gibt definitiv Lücken“, sagte Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands und Leiter eines Gymnasiums im Landkreis Augsburg, gegenüber unserer Zeitung. In einer Reihe von Fächern gibt es gar keine Bücher für die gut 30 600 Abiturienten. Es ist der erste Jahrgang des neunjährigen Gymnasiums (G9), der im kommenden Frühjahr seine Abiturprüfungen schreiben soll.
Das bayerische Kultusministerium betonte, es gebe „aktuell zahlreiche zugelassene Lehrwerke, zum Teil sogar mehrere pro Fach“. Verklausuliert wird der Engpass jedoch eingeräumt. Es könne „in Einzelfällen mit Blick auf ein Fach oder ein konkretes Verlagsangebot“ die Verfügbarkeit „aktuell noch nicht gegeben“ sein. Hauptproblem ist, dass die Schulbücher ein langwieriges Zulassungsverfahren durchlaufen müssen, ehe sie für die Schüler freigegeben werden. Auch Druck und Auslieferung benötigen zum Teil Monate. Zum Teil wählt die Lehrer-Fachschaft auch ein Buch aus, das noch nicht auf dem Markt ist. Dadurch kommt es immer wieder zu Verzögerungen. „Ich kenne das, seit wir das G9 aufbauen“, sagte Düll.
Nach der vom Kultusministerium erstellten Übersicht über die Lernmittel in Bayern wurde das einzige Latein-Lesebuch für die 13. Jahrgangsstufe erst am 4. August dieses Jahres zugelassen, das einzige derzeit verfügbare Physikbuch am 26. August, das Schulbuch für Politik und Gesellschaft sogar erst am 15. September. In Biologie, Chemie, Ethik und katholischer Religion ist noch nichts verfügbar.DW