Berlin/München – Die Pläne von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU), den Pflegegrad 1 abzuschaffen, stoßen auf massiven Widerstand. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sagte unserer Zeitung: „Die Regierung muss aufpassen, dass vom Herbst der Reformen am Ende nicht ein Herbst des Kahlschlags bleibt: Die Vorschläge zeugen von extremer Strenge gegenüber den Schwachen und Schwächsten unserer Gesellschaft und Ignoranz gegenüber den Realitäten in unserem Lande.“ Die Streichung der Pflegestufe 1 werde vielen Senioren die dringend benötigten Alltagshilfen nehmen, mit denen sie ihren Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen können.
Michaela Engelmeier, Chefin des Sozialverbands Deutschland, sprach von einer „Schocknachricht“ für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige. Sie forderte, die Finanzprobleme in der Pflege durch eine „solidarische Pflegevollversicherung“ in den Griff zu bekommen, in die alle einzahlen. Engelmeier verwies darauf, dass 86 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt würden.
CSU-Chef Markus Söder nannte „die Diskussion um die Pflegestufe 1 etwas irritierend und verstörend“. Eine Reform sei „okay“, den Pflegegrad aber „einfach abzuschaffen, ohne ein Gesamtkonzept zu produzieren, verunsichert viele kleine Leute“, sagte der Ministerpräsident am Montag nach der Vorstandssitzung seiner Partei.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste bezeichnete die Überlegung von Warken indes als „genau richtig“. Es müsse darum gehen, Menschen mit „hohen Versorgungsbedarfen“ gezielt zu unterstützen, sagte Verbandschef Bernd Meurer der „Bild“.KR/HOR
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