München – In Westdeutschland fehlen nach Schätzung des Pestel-Instituts mittlerweile 1,2 Millionen Wohnungen. Der Wohnungsmangel zieht nach einer neuen Studie des in Hannover ansässigen Forschungs- und Beratungsinstituts mittlerweile die gesamte wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland in Mitleidenschaft, weil dieser im Effekt den Arbeitskräftemangel verschärft. Ohne grundlegenden politischen Kurswechsel hin zu einer umfassenden staatlichen Förderung des Wohnungsbaus erwarten sowohl das Institut als auch die Bauindustrie kein Ende der Wohnungsbaumisere.
Die Zahl von 1,2 Millionen fehlenden Wohnungen allein in den alten Ländern ist erheblich höher als bisherige Schätzungen. „Die Erstarrung der Wohnungsmärkte führt natürlich auch zur Erstarrung der Arbeitsmärkte, weil die Leute nicht mehr umziehen können, um Arbeitsplätze in anderen Regionen anzunehmen“, sagte Pestel-Chefökonom Matthias Günther zum Auftakt der Münchner Immobilienmesse Expo Real. „Die Lösung der Wohnungsfrage ist Voraussetzung der wirtschaftlichen Entwicklung.“
Bauministerin Verena Hubertz (SPD) versuchte hingegen, zum Messeauftakt Zuversicht zu verströmen. Der vom Bund geplante „Bau-Turbo“ solle bereits kommende Woche im Bundesrat beschlossen werden. „Dann kann es auch losgehen“, sagte die SPD-Politikerin. Der „Bau-Turbo“ ist kein Förderprogramm, sondern soll die umfangreiche Bürokratie bei der Bauplanung stark reduzieren. Jahrelange Genehmigungsverfahren sollen so auf wenige Monate verkürzt werden können. „Wir drehen den Spieß um, wir geben den Kommunen die Brechstange an die Hand“, sagte Hubertz.