Stimmungstief in der Wirtschaft

von Redaktion

Unternehmen kritisieren Reformstau der Bundesregierung – Ifo-Index fällt weiter

München – Deutschlands Unternehmen verlieren die Geduld, die Stimmung verschlechtert sich: Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Dezember zum vierten Mal in Folge und erreichte mit 87,6 Punkten den tiefsten Stand seit Mai. „Es herrscht ganz klar Enttäuschung in den Unternehmen, dass Reformen nicht wirklich beherzt angegangen wurden“, sagte ifo-Forscher Klaus Wohlrabe. Nach der Wahl von Friedrich Merz (CDU) zum Bundeskanzler sei zunächst Hoffnung aufgekeimt, „aber diese Hoffnung hat sich nach und nach wieder verflüchtigt“.

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), sagte: „Die Erwartungen an einen Neuanfang und an eine Trendwende unter der neuen Bundesregierung waren hoch.“ Zu viele Probleme seien aber auf die lange Bank geschoben worden, etwa die Reform der Rente. Auch gebe es zunehmend Zweifel, dass die Sonderschulden des Bundes tatsächlich für nötige Investitionen in die Infrastruktur verwendet würden.

Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages (BIHK), beklagte: „Die Hoffnung ist verflogen, es herrscht Enttäuschung quer durch die Branchen.“ Statt einer Deregulierung gebe es nun das „Bürokratiemonster Tariftreuegesetz“. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, sagte: „Die Stimmung in der deutschen Industrie ist regelrecht vergiftet.“ Ohne weitere Reformen bleibe der Rückenwind durch Staatsausgaben nur „ein laues Lüftchen.“

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, hatte zuvor in der „SZ“ gesagt, die Stimmung in den Firmen sei „extrem negativ, teils regelrecht aggressiv“.MM

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