Ein ausgewogenes Wald-Wild-Verhältnis ist zwingend notwendig

von Redaktion

Zum Thema Abschusszahlen und den Leserbriefen von Georg Fischbacher und Hans Soyer:

Lassen wir die Kirche im Dorf. Jeder Praktiker weiß, und viele Untersuchungen haben dies auch belegt, dass nur ein ausgewogenes Wald-Wild-Verhältnis eine naturnahe Verjüngung mit einer ausreichenden Anzahl von Mischbaumarten ermöglicht. Insgesamt hat der Laubholz- und Tannenanteil im Privat- und Staatswald in unserer Region in den letzten 30 Jahren stark zugenommen.

Wo dies nicht oder nicht gut gelingt, liegt es – und das muss man leider so sagen – doch meistens an einem örtlich zu hohen Wildbestand. Dies wäre auch der Zeitraum, in dem Hans Soyer als Wasserburger Forstamtsleiter langjährig zuständig war. Mitverantwortlich kann er somit höchstens für den verbesserten Verjüngungszustand der Wälder sein, was im Zuge der riesigen Herausforderungen angesichts des Klimawandels eine respektable Leistung ist. Wenn naturnahe Waldverjüngungen großflächig gelingen, ist oftmals auch ein höherer Wildbestand waldbaulich verträglich. Viele Jäger und Waldbauern sehen dies auch so.

Wolfgang Matschke

Rott am Inn

Die Fichtenreinkulturen sind hauptsächlich nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, als Bauholz knapp und teuer war. Hier konnte ein Waldbauer mit einem Kubikmeter Rundholz über 50 Stunden Handwerksarbeit bezahlen. Dagegen reichen heute wegen Überangebot durch Windbruch, Borkenkäfer und Trockenheit die Holzerlöse für die Aufarbeitungskosten und Aufforstung nicht aus.

Vor 50 Jahren erkannte man die Fehlentwicklung und hat durch Zäunung die Waldverjüngung vorangetrieben, sodass sich das Wachstum von Tannen und Eichen schnell wieder einstellte. Der Wilddruck auf die Zäune war sehr hoch. Leider wurden die Jungpflanzungen zwischen Sturmschäden bis zur Zaunreparatur in kurzer Zeit wieder vernichtet, wobei auch viele Rehe in den Zaunmaschen qualvoll verendeten.

Nach circa zehn Jahren erkannte man, dass der dringende Waldumbau nur mit erhöhtem Abschuss und Zaunrückbau möglich ist, sodass mehr Platz für den angepassten Wildbestand zur Verfügung steht. Dabei trat sehr schnell in wunderbarer Weise die Waldverjüngung ein, wie man sie besser nicht hätte machen können. Diese großen Erfolge für den Wald werden mit erhöhtem Wildbestand in kurzer Zeit wieder zunichte gemacht. Für die Dringlichkeit des Handlungsbedarfs gibt der Klimawandel das Tempo vor. Politik, Jagdgenossenschaften und Jägerschaft stehen in sehr großer Verantwortung, einen waldverträglichen Wildbestand sicherzustellen, damit unsere Enkel mit dem von uns begründeten Wald noch Freude haben.

Anton Käsweber

Schechen

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