Zum Leserbrief „Das Rosenheim-Rätsel“ und zum Bericht „Die Kinderkurve“ (Bayernteil):
Die Darstellung in der Rubrik Blickpunkt zum „Rosenheim-Rätsel“ mit dem Bild eines lächelnden Landrats und mit dem Artikel darunter („Die Ampel steht auf Dunkelrot“) kann nur als unglücklich bezeichnet werden. Ein ähnliches Erscheinungsbild hat den Kanzlerkandidaten der Union viele Sympathien und Wahlchancen gekostet.
Die Spurensuche nach den Ursachen für die hartnäckig hohen Inzidenzen in Rosenheim zeigt meines Erachtens zweierlei. Zum einen wird der Blick nach Außen gelenkt. Skiurlauber aus Italien und Tirol sowie Sommerurlauber vom Balkan hätten die Viren in die Region geholt. „Das Starkbierfest sei kein Superspreader-Event gewesen“, meinen Landrat und Chef des Gesundheitsamtes. Auch bei Spur vier werden „Die Impfgegner“ als Sündenböcke ausgemacht.
Zum anderen fehlt der Blick auf die eigene Verantwortung. Das Eingeständnis des Landrats, er habe „Corona völlig unterschätzt“, hatte nicht die Handlungen zur Folge, wie sie von einem entschlossenen Politiker erwartet werden durften. Vielmehr war man deutlich zögerlicher bei der Absage von Veranstaltungen wie dem Herbstfest oder den Weihnachtsmärkten als zum Beispiel die Stadt München. Auch die Aussage des Oberbürgermeisters der Stadt Rosenheim: „Die Frage nach den Ursachen für die […] hohen Inzidenzwerte […] ist […] müßig“ ist für mich schwer nachvollziehbar.
Wo bleiben die Initiativen, die erschreckend niedrige Impfquote zu erhöhen, zum Beispiel Aufklärungskampagnen, unterstützt durch lokale und überregionale Prominenz. Impfaktionen in Baumärkten und Supermärkten, gerne auch in Verbindung mit materiellen Anreizen?
Unter der Überschrift „Die Kinderkurve“ wird auf die dramatische Entwicklung der Ansteckungsrate unter den Kindern hingewiesen. Erschreckend für mich ist die Erkenntnis von Dr. Hierl, die Infektionen der unter Zwölfjährigen seien „unvermeidlich“, weil sie nicht geimpft werden könnten. Sind also die Hygienemaßnahmen samt Maskenpflicht wirkungslos? Unvermeidlich scheint auch der Trugschluss zum Inzidenzwert. Nach wie vor fühlt man sich in Rosenheim benachteiligt, weil der Wert auf 100000 Einwohner hochgerechnet wird und Rosenheim nur gut 60000 Einwohner hat. Dass es sich um einen Prozentwert handelt, will man nicht erkennen. Ich bin nicht sehr zuversichtlich, was die Bekämpfung der Pandemie in der Region angeht.
Manfred Schönhofer
Rosenheim