Wertvolle Erinnerungenan Michael Roß

von Redaktion

Zum Bericht „Das Leid der Hinterbliebenen“ (Lokalteil):

Ich kenne Michael Roß seit Beginn der 1970er-Jahre. Eine rebellische, tumultartige Zeit. Im Wasserburger Jugendzentrum war damals schon seine Affinität zur Jazzmusik erkennbar. Michael (Mike) begann Saxofon, Querflöte und Bass zu spielen.

Auch in der Münchener Zivildienstzeit waren wir viel zusammen. Seine zurückhaltende, stille Art machte ihn mir zu einem Weggefährten. Ein kurzes Intermezzo des Französisch-Studiums führte ihn aber wieder nach Wasserburg. Dass diese Liebe zur Musik später sein Beruf werden sollte, zeichnete sich durch seinen unermüdlichen Fleiß und seine Disziplin ab.

Über die Jahrzehnte hindurch verloren wir uns nie aus den Augen. Sein beseeltes, grandioses Spiel machte jeden seiner Auftritte bei verschiedenen Bands jedes Mal zum Erlebnis. Bei den vielen Gesprächen, die wir führten, drangen auch immer wieder existenzielle Ängste durch. Weil er meistens auf Honorarbasis arbeitete, hatte er kein geregeltes Einkommen.

Wenn es darum ging, klar zu machen, wenn ihm an einem etwas missfiel, sprach er dies stets direkt an. Bei Michael wusste ich immer, woran ich war. Die letzten Monate vor seinem Tod reagierte er auf Anrufe nicht mehr. Auch in seiner Wohnung traf ich ihn nicht mehr an. Was ihn letztendlich zu dieser Verzweiflungstat trieb, wir wissen es nicht.

P.S. Ich habe auch einen Bruder durch Suizid verloren.

Herbert Schmidt

Bad Aibling

Artikel 2 von 3