Diffamierung einer ganzen Region

von Redaktion

Zum Bericht „Ein Zeugnis von erbittertem Bahnhass“ (Regionalteil):

Was erlaubt sich denn da Herr Dr. Loos, Landesvorsitzender vom VCD (Verkehrsclub Deutschland)? Erzürnt brandmarkt er eine ganze Region mit den Worten „In der heutigen Zeit ist es schlicht unverschämt und zeugt von einem erbitterten Bahnhass, zu fordern, dass eine Bahnneubaustrecke zu 100 Prozent im Tunnel verlaufen soll.“

Das gipfelt dann in der Feststellung von Verschwendungsmentalität und mangelnder Sachkenntnis. Eine Auswirkung werde sein, so Dr. Loos, dass die langen Lkw-Staus, die keiner wolle, noch weitere Jahre andauern würden.

Laut Statista gab es im Jahr 2021 eine Anzahl von Lkw-Durchfahrten an der Brennerautobahn in Österreich von 2,63 Millionen Fahrten. Ohne Sonntag sind das bei 310 Tagen in jeder Stunde etwas mehr als 350 Lkw. Da kann ich rechnen, wie ich will. Der Brenner-basistunnel (BBT) ist nicht in der Lage, diesen Schwerverkehr auch nur ansatzweise signifikant zu reduzieren. Das ginge, wenn überhaupt spürbar, nur mit einer Verkehrsverlagerung des Lkw-Verkehrs auf andere Alpengrenzübergänge. Dazu müssten aber unpopuläre Entscheidungen getroffen werden wie beispielsweise hohe Sondermauten für die Brennerstrecke installieren, die Dieselsubvention in Österreich einstellen oder die erforderlichen Zollformalitäten für den Schweiztransit abschaffen. Das wären effektive Ansätze für Lenkungsmaßnahmen.

Der BBT ist und bleibt ein Prestigeprojekt für den Personenverkehr und wird auf dem Rücken des Lkw-Verkehrs ausgetragen.

Kein Güterzug verträgt Geschwindigkeiten mit knapp 230 km/h inklusive der dazu notwendigen Kurvenradien. Eine erzürnte Diffamierung einer ganzen Region mit ihren mehr als berechtigten Forderungen ist jedoch mit Sicherheit nicht der richtige Weg.

Bernhard Reichert

Raubling

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