Zum Bericht „Scharfe Kritik an den Nachbarn“ (Regionalteil):
Im Artikel ist mir vor allem die Aussage vom Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle aufgefallen, nachdem sich die Anzahl der Lkw über den Brenner von 1,1 Millionen jährlich im Jahr 2000 auf 2,5 Millionen jährlich im Jahr 2022 erhöht hat. Die Zahl hat sich also in 22 Jahren mehr als verdoppelt.
Und genau hier liegt der Hund begraben. Alle Versuche, mit einer Neubaustrecke oder Ertüchtigung der vorhandenen Bahnstrecke eine Erleichterung zu erzielen, sind lediglich ein verzweifeltes Strampeln, etwas an den Symptomen zu ändern. Die Ursache des Problems liegt aber ganz woanders, nämlich in den Verhaltens- beziehungsweise Anspruchsmustern unserer Gesellschaft: Heutzutage muss im letzten Dorfladen alles zu bekommen sein, was es irgendwo auf der Welt gibt. Unternehmen halten keine Lagerkapazitäten mehr vor und schicken für eine Just-in-Time-Lieferung mit vielleicht 500 kg einen 30-Tonner-Lkw auf die Straße, Milch aus Bayern wird nach Italien transportiert, um dort zu Mozzarella gemacht zu werden, und der fertige Käse wird dann wieder nach Bayern zurücktransportiert. Und dann vor allem: Online-Bestellungen, die ganz große Geißel der heutigen Zeit: Man bestellt fünf Artikel, entscheidet sich bestenfalls für einen, und schickt alles andere wieder zurück. Und seit der Pandemie gibt es sehr viele Menschen, die zum Einkaufen fast gar nicht mehr aus dem Haus gehen und sich alles nach Hause liefern lassen.
Bevor sich an diesen Mustern nichts ändert, sind alle Versuche, etwas gegen das Problem der übervollen Straßen – ob nun beim Brenner-Transit oder an anderer Stelle – zu tun, nichts als Flickschusterei.
Manfred Altmann
Rosenheim