Große Anzahl von Tieren überfordert Landwirte

von Redaktion

Zum Bericht „Tier-Elend in einem Stall in Rimsting: Haben die Kontrollen versagt?“ (Regionalteil):

Der Skandal und das Elend der 39 verendeten und über 100 verwahrlosten Kühe in einem Stall in Rimsting bedrückt mich. Es irritiert mich, dass nach einigen Zeitungsmeldungen keine öffentliche Debatte darüber geführt wurde, die deutlich gemacht hätte, was in einer Dorfgemeinschaft schiefläuft, wenn so etwas möglich ist.

Ich erinnere mich an öffentliche Debatten über Wochen, wo es um Bären und Wölfe ging, die Almtiere bedrohten. Da wurde bis in die höchsten politischen Ebenen hinauf Stellung bezogen. Sind Kühe keine Tiere, sondern bloße Milchmaschinen? Eine Woche später wurde beruhigend von vielfachen Kontrollen berichtet. Das beunruhigt mich noch mehr. Was nützen Kontrollen, wenn trotzdem 39 Kühe elend zugrunde gehen können? Ich vermute, dass es eine Vielzahl von Zuständigkeiten gibt, die immer nur Teilbereiche prüfen. Es müssten also Kontrollinstanzen gebündelt werden, um notfalls rascher eingreifen zu können.

Eine letzte Frage beschäftigt mich: Gibt es Obergrenzen für die Relation von Arbeitskraft und Tierzahl? Ein ähnlicher Vorfall vor drei Jahren im Fränkischen, wo ich aufgewachsen bin, hat mich hellhörig gemacht. Als ich dort nachfragte, war die Antwort: Die zu große Anzahl von Tieren hat den Landwirt überfordert. Mit der Zeit hatte er einen regelrechten Hass auf die Tiere. „Sind sie doch selbst schuld, wenn sie verrecken…“

Vergleichen lässt sich das mit Eltern, die überfordert sind und deshalb ihre Kinder verwahrlosen lassen. Werden diese psychologischen Faktoren bei den Kontrollen berücksichtigt? Meine große Bitte ist, dass aus diesem Skandal klare Konsequenzen gezogen werden. Das sind wir den verendeten Tieren schuldig.

Dr. Brigitte Enzner-Probst

Rimsting

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