Im Bahnbereichwird es nochviel schlimmer

von Redaktion

Zum Bericht „Verspätungen und Zugausfälle“ (Regionalteil):

Ich war im Jahr 1971 Lehrling bei der Deutschen Bahn, in der Fahrleitungsmeisterei Rosenheim. Damals waren dort 114 Mitarbeiter beschäftigt. Wir hatten drei Turmtriebwagen und zwei Entstörungs-Lkw. Dazu immer einen Vorrat für fünf Kilometer Fahrleitung und Tragseile sowie zehn Hilfsmaste. So viel Vorhaltung an Fachtechnikern und Material gibt es zur Zeit in ganz Süddeutschland nicht mehr.

Wir haben früher selber Mastfundamente betoniert, Maste aufgestellt und nachts die neue Fahrleitung montiert. Solche Aktionen dauern heute Jahre. Der Schutz jeder Eidechse ist wichtiger als der Baufortschritt.

Die Infrastruktur der Bahn ist bis zur Wirkungslosigkeit maximal kaputtgespart. Die Motivation der letzten Mitarbeiter in den zerteilten Fachbereichen liegt am Boden.

Im Jahr 1990 hat der Bahnhofvorstand Rosenheim wegen Personalmangels einen Monat lang höchstpersönlich den Schrankenposten Lengdorf am Wochenende besetzt und hat die Schranken gekurbelt. So etwas fällt den jetzigen Betriebsleitern und Disponenten nicht im Traum ein, um ein paar Schichten als Fahrdienstleiter oder Lokführern zu übernehmen. Jede aktuelle Tätigkeit im technischen Bereich ist mit Ausschreibung zu vergeben. Erlaubnisse aller Art, Genehmigungen und Bestellungen brauchen intern und extern jahrelangen Vorlauf.

Meine alte Generation von Werkmeistern aller Fachbereiche ist bald vollständig in Pension. Nach dem mühsamen Einstieg in Lehrlings- und Fachkräfteausbildung wird es noch Jahre dauern, um wieder einen Grundstock an Fachpersonal zu haben.

Walter Fleps

Großkarolinenfeld

Artikel 4 von 4