Zum Bericht „Sommerfestival: Starke erste Halbzeit“ (Regionalteil):
Es ist ja schön, dass der Veranstalter eine positive Zwischenbilanz zieht. Als Besucher von Simply Red sieht man das etwas anders. Ankunft gegen 17.15 Uhr, Einlass 17.30 Uhr, offizieller Beginn 18.30 Uhr. Warten, Vorband dann 18.45 bis 19.30 Uhr, wieder Pause bis 20.10 Uhr, dann endlich: Simply Red. Ende gegen 21.45 Uhr. Für 4,5 Stunden stehen, erntet man etwas mehr als die Hälfte Musik, ansonsten Pause. Und das für rund 80 Euro. Beim Rückweg weiß man schon: Für die nächsten Tage ist Gymnastik angesagt, um alle Glieder und Muskeln wieder auf Vordermann zu bringen. Was bleibt? Eine Vorband, die so viel Bass produziert, dass die Brust vibriert (Folge: Platzwechsel), ein Mick Hucknall, der sogar den Regen zurückhalten kann („Stay There!“). Mick Hucknalls samtweiche Stimme verschwindet leider durch die viel zu starke Basslastigkeit der Lautsprecher. Musikgenuss ist wohl was anderes. Zwei Tage später gab es im ZDF einen Auftritt. Das entsprach schon eher den Erwartungen. Hört man Simply Red mit einer guten HiFi-Anlage, so liegt der Hörgenuss auf weit höherem Niveau. Hucknalls Stimme kommt sauber heraus, die Instrumente sind klar und deutlich zu orten, kurz – die ganze Band wird im Raum abgebildet, ein wahrhaftiges Vergnügen, ohne Gymnastiknotwendigkeit am nächsten Tag. Natürlich sind Live-Konzerte nicht mit Studioaufnahmen vergleichbar. Künstler und Besucher machen es durch ihre Emotionalität zum Erlebnis, gut so. Es sollten aber auch Organisation, Timing und Akustik stimmen. Simply Red ist eine Band, die eher der älteren Generation bekannt ist, was sich auch bei den Besuchern widerspiegelte. Eine Bestuhlung könnte viel zum Genuss beitragen, wie es bei anderen Konzerten der Fall ist.
Frank Henker
Rimsting