Zum Leserbrief „Ein dringlicher Appell eines Betroffenen an die Empathie“ von Johannes Mittermair-Block (Leserbriefseite):
In Ihrem Brief appellieren Sie an die Empathie der Bevölkerung für queere Menschen. Sie werden sie bekommen von denen, die diese Fähigkeit besitzen, samt der seelischen Reife und dem Mut, auch mit Andersartigkeit beim Mitmenschen umgehen zu können.
Bei denen, die nicht über diese Eigenschaften verfügen wird nach wie vor Hopfen und Malz verloren sein, da nützen auch keine Appelle, da braucht es ein stringentes Rechtssystem, das Übergriffe und Beleidigungen streng sanktioniert. Vor rund zehn Jahren ploppte hier in der Leserecke von einem leidlich des Schreibens kundigen Dinosaurier ein Leserbrief auf, der Homosexualität als „widernatürlich“ bezeichnete – vom OVB frisch fröhlich so gedruckt. Damit wird zwangsläufig der Begriff einer „natürlichen“ Sexualität als dialektischer Antagonismus mit eingeführt. Vermutlich ist damit der Beischlaf von Mann mit Frau gemeint. Nun beschäftigen sich aber brave Heteros durchaus noch mit anderem. Es gibt auch in dieser Gruppe diverse Vergnügungsformen und -techniken, Fetische, Verkleidungen, gut ausgearbeitete Rituale, Unfälle und sogar Verbrechen.
Stundenhotels, in denen gewisse „Spielzimmer“ zur Verfügung stehen, machen guten Umsatz mit Heteropaaren. Wenn wir jetzt noch das weite Feld nicht ausgelebter sexueller Fantasien miteinbeziehen, wird es noch abenteuerlicher. Somit kann man feststellen, dass die Heteros die queerste Gruppe überhaupt darstellen – oder von mir aus halt widernatürlich, wenn das Wort denn schon sein muss.
Ursula Mayr
Übersee