Entsetzen überausgesetztes Baby und das Umfeld

von Redaktion

Zum Bericht „Prozess um ausgesetztes Baby“ (Regionalteil):

Als bald 80-Jährige bin ich immer wieder von Neuem über unsere Gesellschaft entsetzt. Allein schon, dass die junge Frau (27!) unter katastrophalen Umständen ihr Kind auf die Welt bringen musste – und dann noch aussetzte – „es war ja auch nur ein Mädchen!“ – zeigt ganz deutlich, wo unsere Gesellschaft mit ihren „Verantwortlichen“ steht. Immer noch steht! Ganz „blöd“ kann die junge Frau ja nicht sein, denn sonst hätte sie nicht als Filialleiterin gearbeitet. Für mich persönlich gehören die Eltern beziehungsweise die „Erziehungsberechtigten“ der jungen Frau vor Gericht – mit einer hohen Unterlassungsklage, wie bei dem Vergehen der unterlassenen Hilfeleistung. Allein schon, dass die Frau von dieser Seite keine Hilfe, in welcher Form auch immer, erwarten konnte: Ihr nächstes Umfeld hat total versagt. Das zeigt sehr deutlich unser neoliberales System, das junge Menschen, meist noch Mädchen und Frauen, in so unmenschliche und ausweglose Situationen bringt. Im wahrsten Sinne: armes Deutschland!

Erschreckend ist auch, dass das „auf die Straße gehen“ meiner Generation so wenig bewirkt hat, was die Selbstverständlichkeiten unseres „Frau sein“ anbelangt. Es nahmen nur gravierende Perversitäten in allen Schattierungen zu, dank der gleichbleibenden männlich dominierten Gesellschaft. Es wäre mal ein Fortschritt, wenn die Eltern oder Erziehungsberechtigten bestraft würden.

Barbara Kempkens

Bad Aibling

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