Zur Berichterstattung über den Rechtsstreit um die neue Kampenwandbahn (Regionalteil):
Über 9000 Bürger aus dem Chiemgau und Berchtesgaden haben sich in der Petition „Rettet die Kampenwand“ für den jetzigen Bestand der Kampenwandbahn ausgesprochen. Diese Petition wurde Landrat Otto Lederer im Sommer 2022 übergeben. Ein Dialog mit dem Betreiber ist leider nicht möglich. Wenn der Betreiber der Kampenwandbahn dialogsuchende Volksvertreter, Fachleute und Presse des Platzes verweist, ist dies an Arroganz nicht zu überbieten. Der hochgelobte „Einklang mit der Natur“, der so häufig vom Betreiber betont wird, besteht aus: Rodung und Kahlschlag von Schutzwald; statt sechs dann 13 Stützen mit entsprechender Versiegelung des Bodens; deutliche Verbreiterung der Trasse; Verdoppelung der Grundfläche der neuen Bergstation; Erhöhung der Transport-Kapazität von 450 auf 1530 Personen pro Stunde; an 79 Tagen des Jahres Sonderfahrten, bis 1.30 Uhr morgens, exklusiv für Gäste der Sonnenalm; Fördermittel von zehn Millionen Euro aus Steuergeldern, die dann für andere, der Allgemeinheit zukommende, Ausgaben wie Schulen, Gehwege, Bahnhöfe fehlen. Im Gegensatz zu heute hat man vor 66 Jahren nachhaltig produziert, die Bahn ist TÜV-zertifiziert und sicher. Und die Arbeitsplätze? Auch dieser Punkt muss kritisch hinterfragt werden. Überall fehlen uns Arbeitskräfte, wegen Personalmangel musste die Jennerbahn schon mehrmals schließen. Auch Tourismusbetreiber, die mit der Zeit gehen, sollten die Verhältnismäßigkeit und Nachhaltigkeit eines Projektes evaluieren. Durch diese geplante gigantomanische Baumaßnahme wird der zukunftserhaltende, sanfte Tourismus vereitelt. Ein nachhaltiger Tourismus begreift die Kampenwand als einmaliges Naturjuwel und nicht in erster Linie als profitmaximierende Geschäftsgrundlage eines Seilbahnbetreibers. Insofern: Ja, wir lieben unsere Kampenwandbahn – so, wie sie ist.
Anneliese Lintzmeyer
Irschenberg