Siechtum und Tod durch Gier, Lobbyismus und Ignoranz

von Redaktion

Zum Bericht „Die unsichtbare Krebsgefahr“ (Regionalteil):

Asbest als feuerfeste, flexible Mineralfaser wurde seit 1820 im Maschinenbau und ab dem Jahr 1900 in der Baustoffindustrie eingesetzt. Das Personal in Asbestfabriken hat durch Asbeststaub oft in wenigen Jahren eine tödliche Lungenverhärtung (Asbestose) entwickelt. In England gab es schon vor 1930 bei Obduktionen zunehmend die Nachweise der Asbestose-Todesfälle. Die Asbeststaubteilchen sind nur einige tausendstel Millimeter groß und können vom Körper nicht ausgeschieden werden, aber sogar nach Jahrzehnten Krebs auslösen.

Die seit den 1960er-Jahren zunehmenden Nachweise schwerer Asbestschäden konterte die Asbestindustrie mit viel Werbung für die Nützlichkeit, Vielseitigkeit und Harmlosigkeit ihrer Produkte. Als sich das EU-Parlament gegen die Asbestverwertung aussprach, erklärte der Asbestverband in einem vertraulichen Rundschreiben an die Mitglieder, man werde bei 800 Persönlichkeiten des Bundestags, der Landtage und der EU zur Abwehr der Beschränkungen vorstellig.

In einem Bericht des Bundesrechnungshofes wurde festgestellt, dass das Bundesgesundheitsamt über Jahre hohe Geldspenden besonders vom Asbest-Branchenführer Eternit erhalten hatte. Seit 1993 gilt bei uns das Asbestverbot. Zwischen der Evidenz schwerster Krankheit und Tod und dem Asbestverbot vergingen über 60 Jahre mit Hunderttausenden von Toten.

Auch heute ist die Politik verantwortungslos untätig, anstatt zum Beispiel in den Berufsschulen umfänglich über die Asbestgefahren aufzuklären. Betrachtet man andere umweltbezogene, seit Jahrzehnten erwiesene Gesundheitsschäden durch Infraschall aus Windkraftanlagen oder elektromagnetische Strahlung durch das 5G-Mobilfunknetz, stellt sich die Frage, ob wir bis zur Anerkennung und Abwehr dieser Gefahren wieder mit 60 Jahren Verzögerung rechnen sollen?

Prof. Dr. Edmund Lengfelder

Oberaudorf

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