Sorgen um Natur und Wohlstand

von Redaktion

Zum Jahresrückblick „Kampenwandbahn entzweit Region“ (Sonderbeilage):

Mit Verwunderung und Enttäuschung nahm ich den Artikel zur Kenntnis. Es ist unverständlich und inakzeptabel, dass die Meinungen von fast 9000 Bürgern der Campact-Petition, die sich vehement gegen den Neubau der Kampenwandbahn aussprechen, nahezu ignoriert wurden. Dieser Mangel an Ausgewogenheit in der Berichterstattung ist nicht nur bedauerlich, sondern wirft auch Fragen zur journalistischen Sorgfalt auf. Diese Bürger, deren Standpunkt in dem Artikel sträflich übergangen wurde, befürchten gravierende Folgen für Umwelt und Natur. Ihr Engagement richtet sich gegen den wachsenden Overtourism, die damit einhergehende Umweltbelastung und den Verlust wertvoller Naturlandschaften – allesamt Opfer einer kurzsichtigen Profitgier einzelner Unternehmer. Es ist alarmierend, dass solche kritischen und fundierten Bedenken in der Berichterstattung des OVB keinen Platz finden. Ich fordere dringend dazu auf, der Verantwortung als Presseorgan gerecht zu werden und alle relevanten Perspektiven gleichgewichtig zu behandeln. Die Öffentlichkeit verdient eine vollständige und unverzerrte Darstellung aller Aspekte dieses umstrittenen Projekts. Ich erwarte, dass dieser gravierende Missstand in der zukünftigen Berichterstattung korrigiert wird.

Michael Pröttel

Wörthsee

Der Bund Naturschutz hat nun einen Vogel – in diesem Falle das Birkhuhn. Dessen nachzuweisende Population („auf dem Gipfel der Kampenwand“) wird im Widerstand gegen eine Modernisierung der 67 Jahre alten Aschauer Bergbahn vor Gericht ins Feld geführt. An erster Stelle der Argumentation stehen jedoch die Bäume, die der zu verbreiternden bestehenden Trasse zum Opfer fallen – und die dann übrigens durch Neupflanzungen ersetzt werden müssen. Die meisten Einheimischen wissen es: Sie wissen, dass sich der Waldbestand im Priental seit Ende des Zweiten Weltkrieges gewaltig vermehrt hat (Haindorfer Berg). Sie wissen, dass es für die nostalgische Kampenwandbahn längst keine Ersatzteile und Vierergondeln mehr gibt. Sie wissen, dass die Anlage ein technischer Oldtimer ist (wer fährt heute noch unverändert mit seinem Auto von 1957?). Sie wissen, dass die Bahn weit über 15 Millionen Besucher umweltschonend auf den Berg transportierte und so auch den Älteren, den Behinderten und Kindern ein Bergerlebnis ermöglichte. Und sie wissen, dass Aschau und die Region ohne die Kampenwandbahn nicht den heutigen touristischen Stellenwert erreicht hätten. Was die Familie Zbil seit sieben Jahrzehnten für die Volkswirtschaft im westlichen Chiemgau geleistet hat, verdient Anerkennung und Unterstützung; besonders die der regionalen Tourismusgemeinden und -verbände. Bestehende Einrichtungen müssen die Möglichkeit haben – nach Erfüllung gesetzlicher Auflagen – ihren Betrieb zu modernisieren. Dass ein Unternehmen Gewinn erzielt, halte ich für legitim. Wäre doch schön, wenn in unserer Demokratie Planungs- und Genehmigungsverfahren, auch ohne Gerichtsentscheidungen, innerhalb von zehn Jahren abgeschlossen werden könnten.

Wolfgang Bude sen.

Aschau

Artikel 4 von 5