Zum Bericht „Kein Bargeld mehr für Asylbewerber“ (Regionalteil):
Traunstein ist eine schöne Stadt. Meine Familie, Freunde, Verwandte und Bekannte und ich sind immer gerne zum Bummeln, Essen und Einkaufen hingefahren. Die Zuganbindung ist gut, der Wochenend-Markt auf dem Stadtplatz vielseitig und attraktiv. Aber dass Traunstein sich jetzt so ins Zeug legt, um den Geflüchteten aus armen Ländern möglichst schnell eine „Bezahlkarte“ aufzuzwingen, verleidet uns den Aufenthalt und den Konsum in dieser Stadt.
An der Theke, an der Kasse, am Marktstand: An der Karte erkennt zukünftig jeder, dass man von Unterstützung leben muss. Und man stellt sich dann unweigerlich vor, man selbst käme aus einem armen Land, wäre unter tausend Gefahren vor Not und Krieg geflüchtet und stünde jetzt da in Traunstein in einem Geschäft und wolle zahlen … Wird die Karte akzeptiert? Werde ich schief angesehen oder gar angesprochen? Muss jetzt meine Familie auch noch flüchten, weil ich ihr von meinem abgesparten Geld gar nichts mehr schicken darf? Dabei ist für die Daheimgebliebenen die kleine Unterstützung so wichtig! Sie haben damit eine Überlebenschance im eigenen Land, müssen vielleicht die gefährliche Flucht nach Europa nicht mehr wagen. Und die Überweisungen an das Herkunftsland sind weltweit die direkteste und billigste Entwicklungshilfe überhaupt. Die Bezahlkarte aber nützt keinem: Sie fördert Neid, sie ist diskriminierend und sie ist damit sehr unchristlich. Außerdem macht sie Traunstein nicht reicher, nicht netter, nicht liebenswerter.
Elfi Reischl
Höslwang