Zum Bericht „Bundestag lehnt Petition ab“ (Regionalteil):
Wer erwartet hat, dass der Bundestag die Prüfung einer Alternative zur zweigleisigen Neubaustrecke zulassen würde, wird enttäuscht sein. Schließlich hat der seinerzeitige Bundesverkehrsminister Scheuer dies bei seinem Besuch in Rosenheim eigentlich zugesagt. Aber was gilt schon das Wort eines Ministers, der sich selbst mehrfach disqualifiziert hat. Nun rächt sich, dass man die Möglichkeiten der frühzeitigen Beteiligung am Dialogverfahren nicht nutzte und sich die Bürgerinitiativen auf eine Ablehnung der Neubautrasse festlegten. Für die Bahnexperten war es relativ einfach, die Bestandsausbauvorschläge mit Fachargumenten zu widerlegen. Dabei hätten sich im Trassenplanungsprozess sicher noch Möglichkeiten ergeben, etwa die Suche nach mehr alternativen oberirdischen Trassenabschnitten. Die Planer haben gut zugehört, dass die Region sich eigentlich eine U-Bahn durch den Landkreis wünschte, aber eine Tunnelquerung des Inns im Norden von Rosenheim und eine Verknüpfungsstelle im Berg bei Oberaudorf entsprechend den Kernforderungen wird es wohl nicht geben. So wird nun die Vorzugstrasse der Bahn der Bundestagsentscheidung 2025 alternativlos zugrunde gelegt. Die Ampel wird sie wohl absegnen.
Manfred Kreibig
Pocking
Das größte Problem bei den Planungen zum Brennernordzulauf ist die Forderung, dass die Gleise unbedingt in einem Tunnel verlaufen müssen. Die Berechtigung dieser Forderung wurde eigentlich nie mehr sachlich diskutiert. Tatsache ist, dass Personenzüge (auch ICE bei Tempo 230 km/h) bereits heute sehr leise sind. Bis die Strecke fertig sein wird, werden auch Güterzüge ziemlich leise sein. Außerdem werden auch Lärmschutzsysteme ständig weiterentwickelt.
Hätte man die Planung dieser Strecke bereits Mitte der 1990er-Jahre begonnen, hätten wir heute wohl eine Strecke entlang der A93 (wie bei vergleichbaren Bahnstrecken in Deutschland), zwischen Fischbach/Niederaudorf und Kufstein einen Tunnel, im Bereich Happing/Raubling gegebenenfalls eine Einhausung und nach Rosenheim ab Brückenberg/Fürstätt einen Tunnel bis hinter Großkarolinenfeld. Und keiner würde jetzt mehr mit dieser Streckenführung hadern. Eigentlich gibt es kaum Gründe, warum so ein Verlauf nicht auch heute noch umsetzbar sein sollte. Für Güterzüge würde eine Güterzugumfahrung eventuell entlang der Westumfahrung reichen, welche aber engere Radien haben könnte, weil Güterzüge nur 120 km/h schnell fahren. Der Bau wäre deutlich schneller und für einen Bruchteil der Kosten der aktuell geplanten Trasse realisierbar. Die Fernzüge könnten alle in Rosenheim halten, ohne dass man dafür Verknüpfungsstellen bräuchte. Warum eine Bahnlinie im Tunnel sein soll, aber zum Beispiel keiner diese Forderung für die deutlich lautere A93 im Inntal stellt, erschließt sich mir nicht.
Matthias Dangl
Riedering