Zum Leserbrief „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“ (Leserbriefseiten):
Es macht mich fassungslos, dass es Menschen gibt, die meinen, über missbrauchte Menschen zu urteilen. Herr Kosalec meint, dass es feige wäre, erst nach langer Zeit Missbrauch zu melden. Hätte er sich jemals mit dem Thema beschäftigt, wüsste er, dass es oft Jahrzehnte dauert, bis man darüber sprechen kann. Aus Scham, weil niemand einem glaubt und zuhört, weil man es als Kind in die hinterste Ecke der Seele gebannt hat, um zu überleben. Feige sind die Täter, die kleine und schwache Kinder dazu benutzen, ihre widerliche Gier auszuleben, wohl wissend, dass die sich nicht trauen, davon zu berichten. Zudem ist der zitierte Ehebruch (mit einer erwachsenen Frau) in keiner Weise mit dem Missbrauch an Kindern gleichzusetzen – das sollte eigentlich klar sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man es Menschen nicht ansieht, ob sie Missbrauchstäter sind. Nach außen wird die Fassade gewahrt, eloquent, zwider, was auch immer. Eben, weil sie feige sind und dass ja nichts nach außen dringen darf. Herr Kosalec sollte da seine Vorstellungskraft etwas erweitern und die Realität sehen. Er sollte einfach froh sein, dass er niemals in ein „Beuteschema“ eines solchen Täters passte und sein Leben leben konnte. Denn das ist nach einem Missbrauch, der eventuell noch über Jahre ging, körperlich und seelisch nicht möglich.
Christine Wörndl
Raubling