Waldkraiburg – Das 500-jährige Reformationsjubiläum war Anlass für ein Oberstufen-Projektseminar, das Schüler praxisnah auf Studium und Beruf vorbereiten soll. Der von den 14 evangelischen und katholischen Kursmitgliedern unter diesem Vorzeichen gestaltete Kabarettabend wurde dieser Zielsetzung uneingeschränkt gerecht: Ein buntes Feuerwerk zündender Ideen ließen die Schülerinnen und Schüler abbrennen und boten dabei visuell, akustisch und intellektuell anspruchsvolle Unterhaltung.
Herzerfrischende Gags und ernsthafte Auseinandersetzung
Da waren Fähigkeiten in Moderation, pantomimischer Darstellung, szenischem Spiel, Gesang und Multimedia-Einsatz gefragt: Diese Anforderungen meisterten die jungen Leute souverän und mit sichtlicher Freude am Spiel. Schließlich hatten sie ja alle Szenen und Einlagen selbst konzipiert, ausgearbeitet und zur Aufführungsreife gebracht. „Die Schülerinnen und Schüler haben selbstständig und sehr kreativ gearbeitet“, merkte Kursleiterin Dagmar Lenge– Fröling nicht ohne Stolz an.
Zu zahlreich, zu phantasievoll und zu situationsbezogen, um sie ausführlich aufzuführen, waren die zuweilen herzerfrischenden Gags, die man sich zur Person und Zeit Luthers ausgedacht hatte. Martin Luther schwingt den „Thesenvorschlagshammer“ (oh yeah!), fordert „make church great again“, trinkt ein eigens kreiertes Reformationsbier und heiratet Katharina von „(B)ora et labora“. Papst Franziskus und Angela Merkel posten via Twitter Botschaften zum Dialog der Religionen und zum friedlichen Zusammenleben, Björn Höcke fordert eine Obergrenze für Katholiken …
Dabei wurde Luthers Vermächtnis durchaus ernst genommen und – bekannt oder leicht verfremdet – aufgegriffen, problematisiert oder auch neu formuliert. Dazu dienten Spielszenen mit einer animierten Luther-Puppe genauso wie die umgetexteten, mitreißend vorgetragenen Songs „Knocking on heaven’s door“ und „Another brick in the wall“.
Kritische, ernsthafte Auseinandersetzung war gefragt. Luthers reformatorische Ziele, aber auch Widersprüche in seinem Leben, das Frauenbild seiner Zeit oder das Verhältnis zu den Juden: Einfache Antworten gab es nicht und so konnten die Zuschauer am Ende mit Bert Brecht sagen: „Der Vorhang zu und alle Fragen offen.“ Und das lag durchaus in der Absicht der jungen Akteure, die in der Schlussmoderation zum Weiterdenken und -handeln aufforderten.
Weitere Aufführungen am 19./20. Dezember im Gymnasium
Weitere Aufführungen finden am Dienstag und Mittwoch, 19. und 20. Dezember, jeweils um 19 Uhr in der Alten Aula des Gymnasiums Waldkraiburg, Ritter-von-Gluck Weg 3A, statt.