Familientragödie in Altenmarkt

Tatmotiv ist weiter unklar

von Redaktion

Nach der Festnahme eines jungen Mannes (20) in Altenmarkt, der gestanden hat, seine Mutter getötet zu haben, ermittelt die Polizei auch in dessen Umfeld. Am Donnerstag nahm sie einen Freund des mutmaßlichen Täters fest. Gestern setzte der Ermittlungsrichter den 19-Jährigen allerdings unter Auflagen wieder auf freien Fuß. Über ein mögliches Tatmotiv ließ die Polizei noch nichts verlauten.

Altenmarkt/Schnaitsee – Am Mittwochnachmittag wurde in einem Waldstück zwischen Schnaitsee und Kienberg eine Frauenleiche gefunden (wie berichtet). Unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein nahm noch in der Nacht die Kriminalpolizeiinspektion Traunstein intensive Ermittlungen auf, die am Donnerstagnachmittag zur Festnahme eines Tatverdächtigen führten.

Bei dem jungen Mann, der sich zum Zeitpunkt seiner Verhaftung in seinem Auto befand und sich widerstandslos festnehmen ließ, handelt es sich um den 20-jährigen Sohn einer 53-Jährigen, die seit September dieses Jahres als vermisst gemeldet war. Der 20-Jährige habe eingeräumt, seine Mutter umgebracht zu haben, so Andreas Guske, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Fünf Kinder hatten die Leiche am Mittwoch entdeckt, weil eine Hand aus dem Boden ragte. Einige von ihnen hatten daraufhin ihren Vater verständigt, der die Polizei informierte.

Zur Motivlage, den Hintergründen der Tat sowie die Art der Tötung könne derzeit noch keine weiteren Angaben gemacht werden. „Der Mann wird verhört“, erklärte Guske gestern auf Nachfrage der Wasserburger Zeitung.

„Nach derzeitigem Ermittlungsstand erfolgte die Tat bereits im September in der Wohnung des Opfers.“

Polizeisprecher Andreas Guske

Durch die Erkenntnisse der Tatortarbeit und der Gerichtsmedizin sei allerdings als Todesursache eindeutig ein Gewaltverbrechen festgestellt worden. Parallel sei es der „Ermittlungsgruppe Schonung“ der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein gelungen, Indizien für einen Tatverdacht gegen den 20-jährigen Sohn der getöteten Frau zu sammeln.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Traunstein erließ der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Traunstein gegen den 20-Jährigen Haftbefehl, der junge Mann wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Der 19-Jährige, der zwar aus dem Landkreis Traunstein stammt, aber nicht in Altenmarkt wohnt, wurde dagegen unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Das Verbrechen an der 53-jährigen Frau sei in vieler Hinsicht außergewöhnlich, so Guske. Das gesamte Tatgeschehen bedürfe noch weiterer umfangreicher Ermittlungen und wochenlanger Spurenuntersuchungen, bis über den genauen Tatablauf und das Motiv eindeutige Aussagen getroffen werden können. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand erfolgte die Tat bereits im September in der Wohnung des Opfers“, teilte Guske mit, der gestern zur Todesursache noch keine Angaben machen konnte. Allerdings werde die Leiche obduziert.

Vor fünf Jahren war der 20-Jährige mit seinem Vater und seiner Mutter nach Altenmarkt gezogen. Offenbar im Frühjahr dieses Jahres verließ der Mann seine Ehefrau, seitdem wohnten nur noch der Sohn und die Mutter in dem Einfamilienhaus im Altenmarkter Ortszentrum.

Ein ehemaliger Nachhilfelehrer beschreibt den 20-Jährigen, der das Gymnasium Schloss Stein (Privatschule) ein paar Kilometer entfernt von seinem Wohnort besuchte und dort 2016 auch sein Abitur gemacht hat, als zurückhaltend. „Er war ein guter Schüler und ziemlich schlau. Nachhilfe hätte er eigentlich gar nicht gebraucht, aber die Mutter wollte es im Vorfeld einer Schulaufgabe so“, erinnert sich der Altenmarkter.

Der Schock über die grausige Tat sitzt in den betroffenen Gemeinden tief. „Erst die vermisste Frau, dann der Leichenfund und jetzt noch die Festnahme, das ist schon eine Tragödie“, sagt Altenmarkts Bürgermeister Stephan Bierschneider. Schnaitsees Gemeindechef Thomas Schmidinger, selbst Vater von drei Kindern und seit vielen Jahren als Schöffe am Landgericht Traunstein tätig, ist auch bedrückt: „Wenn so etwas Schreckliches quasi vor der eigenen Haustür passiert, ist die ganze Gemeinde betroffen.“

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