St. Wolfgang – In den „goldenen 20er-Jahren“ im letzten Jahrhundert wurde Rosalia Ruppert geboren. Jetzt feierte sie mit der Familie ihren 95 Geburtstag, wozu auch Bürgermeister Ullrich Gaigl gratulierte.
Rosalia Ruppert, eine geborene Bien, stammt aus Hird. Der Ort liegt in Ungarn in der Nähe von Pécs (früher: Fünfkirchen). Dort war sie aufgewachsen und von ihrer Kindheit und Jugend in der alten Heimat erzählt die Jubilarin noch heute gerne. Nach der Schulzeit arbeitete sie dort in der örtlichen Hanffabrik. Noch keine 20 Jahre alt heiratete sie den Bergwerkszimmermann Franz Ruppert. Schon bald war das junge Glück vollständig, als 1941 Töchterchen Anni zur Welt kam.
Die Freude über den Nachwuchs in den Kriegszeiten währte nicht lange. Die schrecklichen Ereignisse damals trafen auch Ungarn und insbesondere die deutschstämmige Bevölkerung. Wie viele andere Deutsche musste auch die junge Familie 1944 ihre Heimat verlassen, „um einer Deportierung nach Russland zu entgehen“, erzählte die Jubilarin. Sie kamen nach St. Wolfgang.
In der neuen Heimat war das Paar bemüht, Fuß zu fassen. Anfangs schliefen sie im Massenlager im Gemeindegebäude, später wohnten sie in verschiedenen Privatunterkünften und bei hiesigen Landwirten. Um die Familie zu ernähren, arbeitete Franz Ruppert im Bergwerk in Hausham (Landkreis Miesbach), später bei großen Baufirmen.
Die Jubilarin verdiente bei verschiedenen Bauern im Umkreis zum Lebensunterhalt dazu, später arbeitete sie in München als Molkerei-Hilfskraft und als Küchenhilfe in einer Kantine. Das große Ziel der Familie: ein eigenes Heim zu schaffen. Das gelang in Armstorf. Später eröffneten Mutter und Tochter dort einen kleinen „Edeka“-Lebensmittelladen, den sie 1959 bis 1992 betrieben. Im Jahr 1971 traf die Familie ein schwerer Schicksalsschlag, denn Franz Ruppert verunglückte tödlich auf dem Heimweg von der Arbeit.
Die Jubilarin lebt noch daheim, wo sie von den Angehörigen liebevoll betreut wird. Ihre größte Freude sind ihre Enkel sowie die mittlerweile sechs Urenkel. hew