Verkehrschaos wegen Sperrung der B15 südlich von Wasserburg

„Wir handeln hier in Notwehr“

von Redaktion

Eigentlich ist Georg Gäch ein sehr fröhlicher Mensch. Momentan ist er stinksauer. „In fast allen Ortsteilen herrscht das blanke Chaos“, so der Bürgermeister von Ramerberg. Gestern am Spätnachmittag reichte es dann: Bei Daburg leitete die Ramerberger Feuerwehr die abkürzenden Lkws über Hart und Edling auf die B304 um.

Ramerberg – Das Dorf ist gleich doppelt geschlagen: Die Straße über die Bahn ist seit gut einer Woche komplett gesperrt und seit Montag auch noch die Bundesstraße15. Für beide Sperrungen gibt es Umleitungen – und die widersprechen sich teilweise. Ob es der darauf resultierende Frust mancher Verkehrsteilnehmer ist oder etwas anderes: Im ganzen Gemeindegebiet sind immer wieder Umleitungsschilder umgekippt.

„Und dann wagt es das Straßenbauamt, öffentlich zu sagen, dass sie erst seit drei Wochen von der Sperrung des Bahnüberganges wissen“, so Gäch aufgebracht. „Es hat zig Gespräche gegeben, die sind auch protokolliert. Die wissen schon lange davon. Alles andere ist gelogen“, schimpft Gäch, der die offensichtlich fehlende Koordination der beiden Baumaßnahmen überhaupt nicht nachvollziehen kann. „Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, vergeblich.“ Sein Edlinger Bürgermeisterkollege Matthias Schnetzer – bei dem vor allem die Gemeindeteile Attelthal und Allmannsberg betroffen sind – sei genauso angefressen, erzählt Gäch, und hätte ihm angeboten, die Ramerberger Feuerwehr zu verstärken, wenn notwendig.

Denn Gäch, selbst Feuerwehrler, hatte gestern am Spätnachmittag die Faxen dick, trommelte einen Trupp seiner Wehr zusammen und sorgte dafür, dass Lkws, die die Umleitung über Griesstätt und Evenhausen zur B304 durch Ramerberg abkürzen wollten, das nicht taten. „Dazu sind unsere Ortsteile zu klein und zu eng und außerdem stehen die Lkws dann an den Bahnunterführungen oder zu kleinen Brücken und müssen an den unmöglichsten Stellen schauen, dass sie irgendwie vor oder zurück kommen.“ Also wurden sie in Daburg abgefangen, nach rechts über Hart und Edling zur B304 geschickt. „Viele Fahrer halten sich einfach nicht an die Sperrung.“

Die Feuerwehrler rund um ihren Bürgermeister hatten kaum mit der Umleitung angefangen, da hielt eine Polizeistreife. „Wir handeln hier in Notwehr“, so Gäch, worauf der junge Polizist grinsend wendete und weiterfuhr. Seine Vorgesetzten waren laut Gäch nicht so amüsiert, als er sie von seinem Vorhaben in Kenntnis setzte. Was dem Bürgermeister herzlich gleichgültig war.

Die Probleme sind auch im Straßenbauamt Rosenheim bekannt, von dort heißt es bezüglich der Verkehrssituation bei Ramerberg/Rott: „Wir werden uns am Mittwochvormittag mit der Polizei und den Verkehrsbehörden treffen und die Situation vor Ort besprechen“, so Stefan Högenauer, Bezirksleiter des Straßenbauamtes Rosenheim, und da in Haag wohnend selber Betroffener. Mit dabei laut Gäch auch das Landratsamt, sein Rotter Kollege Marinus Schaber und er selbst.

Das Straßenbauamt verweist auf die bestehende Umleitung, die offenbar von den Verkehrsteilnehmern nicht immer eingehalten wird. „Uns liegen Beschwerden vor, dass Verkehrsteilnehmer durchaus versuchen, einen anderen Weg zu nehmen“, so Högenauer. „Wir haben veranlasst, dass zügig LED-Warnanhänger an der Kreuzung bei Wasserburg aufgestellt werden, da es auch einige Lastwagen gibt, die die Umleitung ignorieren und dann vor der Straßensperrung stehen.“ Eine Sperrung ab Wasserburg sei wegen der Ortschaft Attel und der dortigen Stiftung Attl nicht möglich. Man appelliere nochmals an die Verkehrsteilnehmer, die ausgeschilderte Umleitung zu nutzen. Wobei die, nach Aussage eines Ramerberger Feuerwehrlers, der in zivil an der Absperrung in Daburg vorbei kam, ab Stephanskirchen an der B304 nicht ersichtlich ausgeschildert ist.

Was weder Gäch, noch Fachleute aus der Verwaltungsgemeinschaft, noch viele Autofahrer, die öfter zwischen Rosenheim und Wasserburg auf der B15 unterwegs sind, nachvollziehen können: Warum dieser Abschnitt der B15 überhaupt saniert wird. Da gäbe es dringendere Stellen.

Noch ein Ärgernis für den Bürgermeister: Die Sendlinger Kinder und Jugendlichen hatten Montag und Dienstag massive Probleme, in ihre Schulen zu kommen. „Der RVO hat trotz ausreichender Vorwarnung den Schulbusverkehr nicht geregelt gekriegt.“

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