Immer in Bewegung

von Redaktion

Hannelore Christandl hatte 80.Geburtstag

Wasserburg – Weit hat sie es von der Äußeren Lohe nicht zum Penzinger See, das Baden dort morgens um 8 Uhr ist Jahrzehnte altes Ritual. Jeden Tag führt sie der Weg zum See, „wenn’s kalt ist, ist geschlossen“ lacht sie. Seit Jahrzehnten geht sie regelmäßig am Innweg in Wasserburg spazieren bis zur Waldkapelle – sie, eine weitere Frau und ein Mann. „Ja, mir geht’s gut, der Kopf ist gut, die Füße sind auch noch gut. Ich bin halt immer in Bewegung“, sagt Hannelore Christandl, die jetzt ihren 80. Geburtstag feierte.

Zur Welt kam Hannelore in München. Als sie zwei Jahre alt war, zog die Familie nach Wasserburg. Ihre Mama war Damenschneidermeisterin und bekannt in der Stadt. Bei der Einschulung 1944 war der Vater noch im Krieg, 1945 kam er aus der Gefangenschaft zu seiner Familie und fand Arbeit im Bauhof. Ein Bruder kam zur Welt.

Vieles kann sie aus ihrer Kindheit erzählen, es sprudelt nur so aus ihr heraus. 120 Kinder waren es, die 1944 eingeschult wurden, der Winter war sehr kalt, schlafen mit dem Gwand, vor allem in der Altstadt in den Jahren nach dem Krieg wenig zu essen, keine Medikamente. Aber „die ganze Stadt war ein Spielplatz, das Schusserspielen in der Ledererzeile, das war direkt Kult“.

Nach der Grundschule besuchte Hannelore Christandl die Mittelschule bei den Englischen Fräulein, „die haben uns brav aufgezogen, streng, aber sie haben uns auch was beigebracht“. Als sie 16 war, begann ihre berufliche Laufbahn in der Verwaltung der Landwirtschaftsschule. Gearbeitet hat sie immer, bis zum Rentenalter – damals mit 61 – als stellvertretende Verwaltungsleiterin im Krankenhaus.

Geheiratet hat Hannelore Christandl ihren Mann Josef 1960. Die beiden begannen im Elternhaus „Hinter den Mauern“ alles umzureißen, „mit dem Holzhackl hab ich den Putz weggeschlagen“, erinnert sich die Jubilarin gut. Zwei Mädel und zwei Buben kamen zur Welt, alle wohnen mit ihren Familien in der Nähe, sechs Enkelkinder, schon im Studium oder Beruf, hat das Ehepaar Christandl . Alle halten zusammen, „das ist viel wert und schee is a“.

Ins neue Haus in der Äußeren Lohe zogen Hannelore und Josef Christandl 1975. Josef Christandl, gelernter Maurer, hatte sich selbstständig gemacht mit einer Firma für Verputzungen. „Wir haben alles immer selber gemacht, von nix kommt nix“, sagt die Jubilarin, die neugierig auf die Welt, viele Reisen unternahm. Campen in Italien an der Adria, „kostete wenig, war unkompliziert“. Heute schaut sich das Ehepaar Deutschland an, unterwegs mit dem Wohnwagen. Es war aber auch in ganz Indien, in Afrika, Asien, „nur nach Australien haben wir es nicht geschafft“. Zum Thema Reisen hat Hannelore Christandl nur einen Rat: „Reisen in alle Länder, das rate ich jedem. Man bekommt einen anderen Einblick in die Welt“. vo

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