Mühldorf – Sie kommt gerade aus Ungarn zurück und einer der ersten Wege führt Silke Rauch auf den Mühldorfer Volksfestplatz: Die Reisebüroinhaberin will auf Nummer sicher gehen, bevor sie ab Montag wieder im Geschäft steht. Andere waren auf einer Party, ein junges Paar auf Mallorca, bevor sie vor Tanja Freigang und Wolfgang Rossau von den Maltesern sitzt und den Mund weit aufreißt.
Die beiden Freiwilligen sind gut geschützt, tragen einen unförmigen weißen Anzug, Maske und Visier. „Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen“, sagt Rossau, der Testerfahrung bereits am Flughafen gesammelt hat. „Man hat den nötigen Respekt, dann sollte alles sicher sein.“
Ob Malteser oder Rotes Kreuz, die Helfer wechseln sich an der Teststation ab und haben unterschiedliche Aufgaben übernommen, der Sicherheitsdienst ESD regelt den Verkehr.
Auch Mühldorfs Landrat Maximilian Heimerl ist vor Ort, um den Neustart zu beobachten. Der Landkreis hat bereits Erfahrung mit Corona-Tests aus den ersten Monaten der Pandemie. Deshalb ist Heimerl überzeugt, dass die Organisation funktioniert. „Es geht darum, den Bedarf abzudecken“, sagt er und betont, dass der nur schwer vorherzusagen ist. Deshalb sei die Kapazität jederzeit erweiterbar, derzeit liegt sie bei 20 Autos pro Fahrspur und Stunde. Verkürzung der Zeit auf drei Minuten, weitere Fahrspuren, laut Heimerl sind Erweiterungen gut umsetzbar.
Auf der zweiten Fahrspur steht eine Familie, sie kommt aus Kroatien zurück. Der Urlaub war schön, sie seien vorsichtig gewesen, aber Sicherheit jetzt besser, erzählen sie. Auch sie bleiben während der Tests im Auto sitzen, die Mitarbeiter der Malteser kommen zu jedem ans Fenster.
Am Eingang zum Volksfestplatz hat ihnen ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes eine Fahrspur zugewiesen, jetzt stehen sie vor dem Container zur Datenerfassung. Die Krankenkarten werden eingelesen, damit es zu keinem Namenschaos wie an den Grenzen kommt, ein Kreuzchen auf einem Formular über den Grund der Untersuchung, schon geht es zum Abstrich.
Tanja Maier, Chefin des Roten Kreuzes, hat ein Auge auf die Freiwilligen, damit niemand unter die Räder kommt, immer wieder warnt sie die Mitarbeiter. Denn auch diese Erfahrungen gab es an den Grenzen. Deshalb Motor aus, Handbremse anziehen, die Klimaanlage darf nicht laufen und den Helfern möglicherweise Corona-Viren ins gut geschützte Gesicht blasen.
Landrat Heimerl spricht von „anlassbezogenen Tests“: Reiserückkehrer, Lehrer und Erzieher, Menschen die von der Corona-App gewarnt wurden, Kranke mit Symptomen, sie sollen sich testen lassen. Denn das Ziel ist klar, betont Heimerl: „Die Infektionszahlen bei uns haben sich eingependelt, sie dürfen nicht wieder steigen.“
Reisebüroinhaberin Rauch radelte übrigens auf den Platz. „Ich wusste nicht, dass man mit dem Auto kommen soll“, sagt sie. Gestern war das kein Problem, denn die Fünf-Minuten-Korridore brachten den Helfern ausreichend Zeit für Sonderfälle.