Mitwirkende

Geld anlegen für eigenwillige Kunst

von Redaktion

Wasserburger Projekt „Steam Skunk“ startet Crowdfunding

Wasserburg – „Mit der Wasserburger Band ,Steam Skunk‘ geht es zurück in die Zukunft der Vergangenheit“, titelte unsere Zeitung im August. „Steam Skunk“ ist ein Kunstprojekt mit vielen Mitwirkenden der Kreativbranche aus der Region. Die Crew hat nun ein Crowdfunding gestartet, um eine CD herauszubringen. Das Prinzip: Viele Geldanleger stemmen mit kleinen Beträgen ein größeres Projekt. Der Sound ist fetzig, tanzbar, etwas schräg und rau, und wird mit Maschinen- und Alltagsgeräuschen unterlegt – beispielsweise einer Waschmaschine, die zum Schleudern ansetzt. Die Texte sind – ganz im Sinne der Völkerverständigung – auf Deutsch, Italienisch, Spanisch, Englisch, Französisch und Russisch.

Corona setzt den
Kulturschaffenden zu

Musik-Projekte zu finanzieren, wird für Bands oder Solokünstler immer schwieriger. Erschwert werden die Bedingungen für sie seit Frühjahr des vergangenen Jahres durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie: Auch in der Wasserburger Region wurden Veranstaltungen abgesagt, Theater, Kleinkunstbühnen und Konzertsäle mussten schließen. Einige freie Kulturschaffende vor und auf der Bühne mussten aufgeben, andere fürchten seitdem um ihre Existenz. Not macht erfinderisch, ist der Volksmund überzeugt – oder spornt an zu mutigen Entscheidungen.

Dazu bereit waren im von Covid19 beherrschten Winter und Frühjahr die Grafik-Designerin Anna Schöll und der Sänger und Liedermacher Ben Leinenbach, beide aus Wasserburg. Mit „Steam Skunk“ will das Paar zusammen mit befreundeten Künstlern etwas Neues auf die Beine stellen, „ein Kunstprojekt, das Musik, Fotografie, Film, Grafik und Kostüme umfasst.“

Die Idee dazu kam ihnen auf einem Italien-Trip im vergangenen Jahr auf der Insel Murano in der Lagune von Venedig. „In einer verfallenen Glasfabrik haben wir unsere Liebe zu Steampunk entdeckt“, sagt der 54-Jährige im Gespräch mit der Wasserburger Zeitung.

Steampunk? Übersetzt aus dem Englischen heißt
„Steam“ Dampf, „punk“ bedeutet soviel wie Dreck oder Mist. Seit den 1970er-Jahren ist Punk als eine Stilrichtung der Rockmusik etabliert, mit minimalistischem Sound. „Punk drückt eine rebellische Haltung aus, ist selten konstruktiv und schon gar nicht gesellschaftskonform“, heißt es auf der Musik-Plattform „Laut.de“.

Aber Steampunk? „Es ist kein Musikstil aus dem Punk-Genre“, klärt Leinenbach auf, „eher ein Phänomen, eine Szene. Dieses Kunstgenre hat sich in den 1980er-Jahren in Anlehnung an die Romane der Science-Fiction-Autoren Herbert George Wells und Jules Verne entwickelt“. Prägend waren dafür laut Leinenbach deren Romane „20000 Meilen unter dem Meer“ beziehungsweise „Die Zeitmaschine“. Die Crew von „Steam Skunk“ knüpft mit ihrem Setting, den Kostümen und Ideen an die Zukunftsvorstellung aus der Sicht des viktorianischen Zeitalters an, als die Dampfmaschine modern war. Als Bühnen- und Kostümbildnerin fungiert Anna Schöll; sie zeichnet verantwortlich für die Ausstattung der Band mit bunten, detailversessenen und prächtigen Outfits und ebenso verrückten Instrumenten, die quietschen und kreischen – was beispielsweise gut zum Song „Transsibirska“ passt. Schöll nennt sich selbst „Geräusche-Anglerin“. Die Wasserburgerin ist auch Teil der Band und übernimmt auch Gesangsparts. Im Sommer drehte die Crew in der alten Essigfabrik das Musikvideo zu „Eve has a Gun“, wir berichteten vom Making-of.

Mit dem Crowdfunding auf „Startnext“ will man nun die Herstellung einer CD mit sieben brandneuen Songs (oder mehr), die Auszahlung von Gagen an die Mitwirkenden und die Produktion des nächsten Videos zu dem Song „Transsibirska“ sicherstellen – dazu kommt natürlich auch der digitale Vertrieb.

Beim Filmdreh
mit dabei sein

Unterstützer können auf „Startnext“ unter zahlreichen Give-Aways auswählen, neue Musik fördern oder sogar beim Filmdreh dabei sein – und sie helfen damit Künstlern, die alle unter der Corona-Krise zu leiden hatten, erklärt Leinenbach. Eine ihm bekannte Band aus der Region habe ihr Projekt über diesen Finanzierungsweg erfolgreich durchgezogen. „Das hat mir Mut gemacht, den gleichen Weg zu gehen. Es gibt sonst kaum eine Möglichkeit, Geld zu kreieren“, sagt der Künstler. Weitere Infos: www.startnext.com/ steamskunk.

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