Viele Mäster stehen bereits vor dem endgültigen Aus

von Redaktion

Erzeugerpreise für Schweinefleisch dramatisch eingebrochen – Fehlende Nachfrage seitens der Gastronomie

Mühldorf – Die heimischen Schweinezüchter stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Preisentwicklung beim Schweinefleisch kennt nur noch einen Weg – und der führt immer weiter nach unten. Mit Beginn der Corona-Pandemie ist der Schweinepreis eingebrochen und hat sich seitdem nicht mehr erholt.

Die fehlende Nachfrage der Gastronomie und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens belasten den Schweinefleischmarkt bis heute. „Für die Schweinehalter ist die Situation in Bayern und Baden-Württemberg katastrophal und existenzbedrohend“, erklärte Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Viele Betriebe in
der Existenzkrise

„Diese Entwicklung setzt sich auch bei uns in der Region weiter fort. Es droht ein massives Wegbrechen der Schweinehaltung in Deutschland und Bayern. Viele bayerische Schweinehalter denken übers Aufhören nach. Einige haben diese unumkehrbare Entscheidung zum Ausstieg aus diesem Produktionszweig bereits getroffen“, erklärte Gerhard Langreiter, Vorsitzender des Fleischerzeugerrings Mühldorf-Traunstein und stellvertretender BBV-Kreisobmann im Landkreis Mühldorf.

Der Ferkelerzeuger aus Oberneukirchen kritisiert, dass die Corona-Hilfen des Bundes zurzeit bei den betroffenen Betrieben nicht ankommen. „Ohne diese Hilfen können viele Betriebe nicht mehr überleben. Der Wegfall vieler Feste hat auch dazu geführt, dass wir seit zwei Jahren mit nicht lebensfähigen Preisen konfrontiert sind“, betonte Langreiter. Trotz steigender Verbraucherpreise sind die Erzeugerpreise für Schweinefleisch dramatisch eingebrochen, während die Verbraucherpreise anzogen. Laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) ist zwischen August 2019 und August 2021 die Differenz zwischen Erzeugerpreisen und Verbraucherpreisen um 32 Prozent gestiegen. „Anforderungen insbesondere beim Tierwohl, fehlende Planungssicherheit für Investitionsentscheidungen, unüberbrückbare Hindernisse bei Stallbaugenehmigungen sowie die Hilflosigkeit der Behörden beim Eindämmen der Afrikanischen Schweinepest machen den Betrieben schwer zu schaffen“, erklärt Gerhard Langreiter.

Josef Huber aus Schicking in der Gemeinde Ampfing war bis vergangenen Juni Schweinemäster. Er hatte 1200 Schweine im Stall. „Aufgrund der Schweinepreise habe ich im letzten Juni beschlossen, keine Schweine mehr aufzustellen. Die Preise lassen mir keine andere Wahl. Ich habe noch Lehrlinge, die von Schweinemästern kommen. Für diese werde ich im Mai wieder Schweine in den Stall nehmen, und wenn die Ausbildung abgeschlossen ist, die Schweinemast endgültig beenden. Mit diesen Preisen ist ein wirtschaftliches Arbeiten nicht mehr möglich“, erklärte Josef Huber auf Anfrage.

Auch auf dem europäischen Markt geben die Preise für Schweinefleisch nach. Spanien exportiert viel Schweinefleisch nach Deutschland und sorgt so für weiteren Druck auf dem Schweinefleischmarkt. Nach China kann auch kein Schweinefleisch exportiert werden. Hier sind die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest immer noch spürbar. Die Preisspanne bleibt relativ groß – und liegt zwischen 1,20 und 1,25 Euro pro Kilo Schweinefleisch. Die Menge der zur Vermarktung angemeldeten Schweine ist mit 285500 um gut zwei Prozent kleiner als in der Vorwoche, für die 291800 Schweine abgerechnet wurden.

Das durchschnittliche Schlachtgewicht wurde mit 97,8 gemeldet. Das ist im Vergleich zur Vorwoche ein 0,4 Kilogramm niedrigeres Schlachtgewicht und deutet zusammen mit den rückläufigen Angebotszahlen auf ein kleiner werdendes Angebot bei Schweinen hin. Viele Betriebe stecken in der Existenzkrise. Die Schweinefleischerzeugung in Deutschland und Bayern steht auf dem Spiel.

Tierbestand
ist rückläufig

Die dramatische Situation der Schweinehalter schlägt sich mittlerweile in Zahlen nieder: Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Bayern geht immer weiter zurück. Hielten im Mai 2010 noch 7600 Betriebe mindestens 50 Schweine und 10 Zuchtsauen, so waren es im Mai 2021 nur noch 4200 Betriebe. Das ist ein Rückgang von fast 45 Prozent. Auch die Tierzahlen sind rückläufig: Der Schweinebestand sank von 3,5 Millionen Tieren (2010) auf 2,9 Millionen 2021. Das entspricht einem Minus von fast 18 Prozent. Josef Bauer

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