Ist das Wasser zu kalt?

von Redaktion

Badria in der Krise – Ursachenforschung zum Besucherrückgang im Oktober

Wasserburg – Das Badria ist – finanziell gesehen – das Sorgenkind der Stadtwerke und damit auch der Stadt. Das ist seit vielen Jahren so. Doch derzeit hat das Familienbad mit Saunalandschaft besonders zu kämpfen. Denn im Oktober sind die Besucherzahlen eingebrochen. Ist es den Gästen zu kalt im Wasser? Energiesparen um jeden Preis?

Eigentlich ist Stadtwerkechef Robert Pypetz zufrieden mit dem Jahresverlauf im Badria: Von Januar bis Oktober besuchten 140000 Gäste Schwimmbad und Sauna. 2019, also vor der Pandemie, waren es in diesem Zeitraum zwar 180000, doch Pypetz verweist darauf, dass das Badria bis April noch Corona-Maßnahmen umsetzen musste und in diesem Jahr zeitweise aufgrund der Großbaustelle nur eingeschränkt nutzbar war.

Verständnisvoll
bis „null Einsicht“

Trotzdem ist er in Sorge: Denn derzeit gehen die Eintrittszahlen „leicht zurück“, wie er auf Anfrage mitteilt. Nur eine Momentaufnahme oder ein Zeichen dafür, dass die Entscheidung, die Wassertemperatur aus Energiespargründen zu drosseln, die falsche war? Es könnte natürlich auch sein, dass die finanziellen Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger aufgrund der Inflation und steigender Heiz- und Stromkosten der Grund sind, gibt der Stadtwerkechef zu bedenken. „Wer sparen muss, spart bei Extras wie dem Familienausflug ins Bad?“, fragt er sich.

Es gibt außerdem Kritik an der um ein bis zwei Grad gedrosselten Wassertemperatur, sagt Pypetz offen. Auch in der Redaktion melden sich immer wieder Leserinnen und Leser, die sich beklagen, es sei ihnen zu kalt – das kommt vor allem aus dem Kreis von Familien mit kleinen Kindern. Wer eher aus sportlichen Gründen ins Badria geht, sieht das etwas anders: Denn wer kraftvoll seine Runden im kühlen Nass des 25-Meter-Beckens dreht, friert in der Regel nicht.

Die Hauptkritik – auch am gestrichenen wöchentlichen Warmbadetag – schlägt bei den Kassenkräften auf. Sie müssen laut Pypetz manchmal einiges aushalten. Die Reaktionen reichen von „sehr verständnisvoll bis null Einsicht“, sagt er. „Wir waren Vorreiter in Sachen Temperatursenkung, haben es offen kommuniziert. Dafür stecken wir auch Lob ein, aber auch viel Prügel“, bedauert er.

15 bis 20 Prozent weniger Gas

Nach wie vor sind es laut Pypetz trotzdem 26 Grad im Schwimmbecken. Außerdem haben die Stadtwerke bereits nachjustiert: Gaudi- und Heißbecken sowie Rutschen doch wieder eröffnet.

Eigentlich wäre die Senkung der Wassertemperatur gar nicht notwendig gewesen, denn die Stadtwerke haben noch „einen guten Gasvertrag“, der bis Ende 2023 gelte.

Doch das kommunale Unternehmen habe ein Zeichen setzen wollen. „Wir wollten unseren Beitrag leisten, um die Gasmangellage zu entschärfen“, sagt Pypetz. Das ist nach seinen Angaben auch gelungen: Es seien 15 bis 20 Prozent Gas eingespart worden. Die Stadtwerke haben nicht nur die Wassertemperatur gesenkt, sondern auch in der Sauna das Erlebnisgebäude mit Infrarot- und Heuraum geschlossen sowie den Außenpool zum kalten Tauchbecken umgewandelt.

Stadt und Stadtwerke als Betreiberin führen im Familienbad mit Mehrzweckhalle und Saunalandschaft, das 2021 ein pandemiebedingtes Rekordminus von 1,9 Millionen Euro machte, außerdem schon seit vielen Jahren umfangreiche energetische Sanierungen durch.

Seit 2013 seien auf diese Weise schon 40 Prozent des Energiebedarfs eingespart worden, betont Pypetz. 2022 ist nach seinen Angaben erneut eine Million Euro investiert worden, diesmal für die Modernisierung der Eingangshalle mit Dach und Verwaltung. Intensiv beschäftigen sich die Stadtwerke derzeit außerdem mit der Frage, auf welche alternativen Energiequellen umgestellt werden kann, teilt Pypetz weiter mit. Hier gibt es schon Solarthermie für das Freibecken und eine Fotovoltaikanlage für die Stromproduktion.

Doch es sind nicht nur die Energiepreise, die Sorgen machen. Probleme bereiten nach Angaben des Stadtwerkechefs auch die steigenden Preise für Reinigungsmittel, Chlorgas und Ersatzteile. Um 20 bis 30 Prozent müsse mehr gezahlt werden, bedauert er. „Das macht das Wirtschaften zu einer großen Herausforderung.“

Trotzdem finden auch die beliebten langen Saunanächte – die nächste ist am 9. Dezember (Christmas Banja) – wie gewohnt statt. Die Großbaustelle im Eingangsbereich soll bis Mitte Dezember beendet sein.

Strategien für
die Zukunft geplant

Anfang 2023 trifft sich der Stadtrat mit den Stadtwerken und der Stadtverwaltung zu einem Workshop, in dem Strategien für die Zukunft des Familienbades mit Sauna und Mehrzweckhalle entwickelt werden sollen.

Im nächsten Jahr wird das Badria außerdem 45 Jahre alt, das soll groß gefeiert werden.

Kehrtwende in Erding

„Ich werde ständig darauf angesprochen, es sei zu kalt“, bestätigt auch die Stadtwerke-Referentin des Stadtrates, Monika Barthold-Rieger, dass die kühlere Wassertemperatur ein Thema ist. Doch sie weiß auch, dass es Besucher gibt, die dies nicht stört. Das seien vor allem jene, die das Badria sportlich nutzen würden – für das Bahnen schwimmen. „Es ist eine spannungsreiche Zeit“, findet die Stadträtin. Es gelte abzuwägen zwischen der Notwendigkeit zum Energiesparen und dem Wunsch, das Bad ausreichend attraktiv zu gestalten, damit die Besucherzahlen nicht einbrechen würden.

Dazu stehe sie im engen Kontakt mit dem Leiter der Stadtwerke und dem Bürgermeister. Im nächsten Werkausschuss werde über die weitere Vorgehensweise beraten. „Mir liegt das Badria sehr am Herzen“, sagt Barthold-Rieger. „Ich hoffe, dass wir trotz aller Problematiken gut durch diesen schweren Winter kommen“, sagt die Referentin.duc

Beschwerden erreichen auch Monika Barthold-Rieger

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