Naturparadies „Kiesgrube“ vom Klimawandel bedroht

von Redaktion

Über 20 Jahre pflegen Rinder und Ziegen den Lebensraum in einem Biotop – Trockenheit als größte Gefahr

Mühldorf/Heldenstein – Da staunten die Ziegen, so eine Herde hatten sie nicht erwartet: Rund 40 Teilnehmende waren der Einladung des Bund Naturschutz zu einer Abendexkursion in die Kiesgrube des Verbandes bei Heldenstein gefolgt.

Für viele war es eine andere Welt: Die frühabendliche, wilde Landschaft erinnerte eher an die Serengeti als an Bayern. Doch schließlich lässt der Bund Naturschutz in Zusammenarbeit mit engagierten Landwirten hier wieder ein buntes Mosaik von Lebensräumen entstehen, das alten traditionellen Weidelandschaften ähnelt, wie sie in früheren Jahrhunderten rund um die Dörfer ganz normal waren. In der Kiesgrube betätigen sich zwar keine Zebras, aber schwarz-weiße Galloway Rinder, anmutige Toggenburger Ziegen und bunte Tauernschecken als Landschaftsgestalter: Gehölze, hohe Stauden und Blumenwiesen wechseln mit kurz gefressenen Gras- und Kiesflächen. Die bunte Pflanzenwelt ist die Lebensgrundlage für zahlreiche Tierarten wie Ödlandschrecke, Zauneidechse, Gelbbauchunke oder Dorngrasmücke. Abends gibt es ein Froschkonzert, wie es sonst kaum noch zu hören ist und über den grasenden Rindern jagen Fledermäuse. „Die gut kletternden Ziegen halten die Gehölze auch an den steilen Südhängen in Schach, die zu den wertvollsten Lebensräumen in der Kiesgrube zählen. Sie erinnern an die verschwundene Wildflusslandschaft am Inn. Hier blüht das Rosmarin-Weidenröschen und hier leben viele Wildbienen“, erklärt Dr. Andreas Zahn, Artenschutzexperte des BN.

Als Verstecke für die Eidechsen und zahlreiche andere Arten hat der Bund Naturschutz Stein- und Holzhaufen angelegt sowie Tümpel für Amphibien und Libellen geschaffen. „Leider macht uns der Klimawandel schwer zu schaffen“, bedauert Andreas Zahn.

Das Paradies trocknet aus, die Tümpel versiegen und Pflanzen vertrocknen. Die Naturschützer hoffen, dass die Politik auch in Bayern alle Anstrengungen zum Klimaschutz unternimmt. Zusätzlich müssen nach Meinung des BN viel stärker als bisher Maßnahmen zur Förderung der Grundwasserneubildung und zum Rückhalt des Wassers in der Landschaft ergriffen werden, damit die Artenvielfalt in Bayern erhalten werden kann. In der Beobachtungshütte an der Kiesgrube informieren Schautafeln über das Projekt.

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