Mühldorf – Am 8. Oktober sind Landtagswahlen. Die Möglichkeiten, sich über die politischen Bewerber um ein Landtagsmandat zu informieren, sind umfangreich. Auch die beiden Mühldorfer Andrea Casper und ihr Sohn Basti (17) nutzen die Chance am Volksfestplatz, um sich ein Bild von den Bewerbern um den Bezirks- und Landtag zu machen.
Schon bei
Söder im Zelt
Sie waren schon bei der Kundgebung von Ministerpräsident Markus Söder im Mühldorfer Bierzelt. Und auch den Besuch seines Stellvertreters Hubert Aiwanger wollten sich die beiden nicht entgehen lassen. „Ich darf zwar noch nicht wählen. Aber es interessiert mich eben, was die Leute zu sagen haben“, erklärt Basti Casper. Bevor es allerdings am Dienstag ins Erhartinger Festzelt ging, mussten sich sämtliche Besucher einer Kontrolle unterziehen. Die Sicherheitskräfte tasteten die Besucher ab, untersuchten auch die Taschen, wie Andrea Casper berichtet. Nach der Kontrolle wurde den beiden auch der Zugang zum Zelt ermöglicht, wo sie im hinteren Teil des Zeltes, in einer Boxe Platz nahmen und die Ankunft Aiwangers erwarteten.
Doch noch vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung forderte plötzlich ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes die beiden auf, dass sie ihm doch bitte folgen mögen, was sie auch bereitwillig taten. „Ich dachte erst, dass er uns vielleicht bessere Plätze anbieten würde“, mutmaßte Casper zu diesem Zeitpunkt. Doch es kam anders: Der Mann vom Sicherheitsdienst begleitete nach Angaben Caspers Mutter und Sohn zu einem Seitenausgang und habe sie dann aufgefordert, die Veranstaltung zu verlassen. „Wenn Sie jetzt bitte gehen möchten?“, erinnert sich Andrea Casper an den Wortlaut. Auf die Frage nach dem Grund des Verweises hätten sie die Antwort erhalten: „Jemand, der hier Hausrecht hat, hat das so bestimmt!“
Mutter und Sohn zeigten sich darüber sehr verwundert, zumal sie auf Nachfrage versichern, dass sie keinesfalls die Absicht gehabt hätten, die Veranstaltung zu stören. Sie hätten wenige Tage zuvor bereits die Veranstaltung von Markus Söder besucht, da sei alles unproblematisch gewesen. Und so können sie nur spekulieren, warum sie aus dem Zelt geworfen wurden: Basti hat längeres lockiges Haar. Zwei Piercings schmücken sein Gesicht. Und dazu trug er ein schwarzes T-Shirt, das ihn als Fan der Thrash-Metal-Band „Tankard“ outet.
Vielleicht, so spekuliert Basti Casper, war aber genau dieses Erscheinungsbild der Anlass, weswegen schließlich er und seine Mutter aus dem Zelt geworfen wurden. „Ich fühle mich ein Stück weit diskriminiert“, schlussfolgert er daraus, nachdem der Sicherheitsdienst eine Erklärung schuldig geblieben war. Ein Randalierer sei er nämlich nicht. „Ich bin eher so einer: Wenn mich schon jemand schief anschaut, nehme ich Reißaus!“
Nachgefragt bei der Polizei in Mühldorf sagt deren Dienststellenleiter Josef Bernhart, dass die Entscheidung über Zutritt oder Verweis aus dem Zelt ein reines Veranstalter-Thema sei, der an diesem Tag am Volksfestplatz präsente Sicherheitsdienst unterstütze den Veranstalter. Die Polizei komme in Einzelfällen zu Hilfe, unterstütze erklärend bei Umsetzung des Hausrechts. „Wenn es zu erheblichen Störungen gekommen wäre, dann erst wären wir in der Verantwortung gestanden“, erklärt Bernhart.
Insgesamt kann Bernhart aber nicht bestätigen, dass es bei den beiden Kundgebungen am Volksfestplatz – die Spitzenkandidatin der Grünen, Katharina Schulze, sprach parallel in der Mühldorfer Alm – größere Reibereien gegeben hätte.
Störer habe es sehr wohl gegeben, wie Markus Saller, Vorsitzender des Kreisverbands der Freien Wähler in Mühldorf, auf Nachfrage bestätigt. „Aufgrund der Vielzahl an Besuchern mussten viele Entscheidungen unter erheblichem Zeitdruck getroffen werden. Leider gab es im Vorfeld polizeibekannte Störer, die sich nach der Sicherheitskontrolle vereinzelt Zugang verschafft hatten.“ In diesem Zusammenhang „sei es dabei im Fall von Andrea Casper und ihrem Sohn zu einer persönlichen Fehleinschätzung meiner Sicherheitsbeauftragten gekommen“, sagt Saller. „Hierfür möchte ich mich als Verantwortlicher des Veranstalters im Nachgang entschuldigen!“
Wahlkampf
der Grünen
Andrea Casper nimmt diese Entschuldigung an. „Das ist mehr, als ich erwartet hätte!“, gibt sie anerkennend zu. Dennoch empfindet sie es als schade, „dass mein Sohn als angehender Wähler so etwas erlebt hat“. Immerhin haben die beiden nicht umsonst den Weg zum Volksfestplatz gemacht. Nur 150 Meter weiter luden die Grünen zur Wahlveranstaltung. Eine Portion Politik haben die beiden dann eben von dort mit nach Hause genommen.