Fataler Frontalzusammenstoß

von Redaktion

Zwei Tote, drei Schwerverletzte –Unfall in Eiselfing wirkt bei den Einsatzkräften nach

Eiselfing – Trauerlichter erinnern an das schreckliche Unglück, das hier geschehen ist: Zwei Menschen kamen am Freitagabend bei einem schweren Unfall auf der Staatsstraße 2359 bei Kerschdorf (Eiselfing) ums Leben. An einer Stelle zwischen Wasserburg und Griesstätt, in einer leichten Kurvenlage, vor dem anschließenden Hang Richtung Altenhohenau. Am Seitenstreifen im aufgewühlten Erdreich noch zu sehen: zahlreiche tiefe Reifenspuren. Ansonsten deutet nichts mehr darauf hin, dass hier am Freitagabend ein Trümmerfeld war.

Gesundheitszustand
„unverändert“

Es ist ein Ort des Schreckens, den auch die 77 Einsatzkräfte der Feuerwehren und die 35 Verantwortlichen der Rettungsdienste nicht mehr ohne Schaudern passieren können. Hier haben sie am Freitagabend um das Leben von fünf Menschen gekämpft: Die Fahrer der beiden Pkw, die als Folge eines Überholvorgangs frontal zusammenstießen, haben es nicht geschafft. Ein 18-Jähriger aus Rott und ein 46-Jähriger aus Rosenheim starben am Unfallort. Schwer verletzt wurden die Ehefrau des Rosenheimers und sein Sohn sowie seine Tochter, Kinder im Jugend- und jungen Erwachsenenalter. Zum Gesundheitszustand gab es am Sonntag bis Redaktionsschluss noch keine neuen Erkenntnisse. Er sei „unverändert“, teilte die Polizeiinspektion Wasserburg auf Anfrage mit.

Sie führt unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein/Zweigstelle Rosenheim die weiteren Ermittlungen durch. Dafür wurde laut Polizeipräsidium Oberbayern Süd auch ein unfallanalytisches Gutachten in Auftrag gegeben.

Am Unfallort hatte sich den Einsatzkräften ein Bild des Grauens geboten: Im Renault des Rosenheimers, der nach Ermittlungsstand am Freitagabend gegen 21 Uhr Richtung Griesstätt fuhr und ein sogenanntes Microcar überholen wollte, waren drei der vier Insassen eingeklemmt, der 46-Jährige, seine Ehefrau auf dem Beifahrersitz und eines der beiden Kinder. Nur hinten rechts war ein Aussteigen möglich, berichtet Georg Reinthaler von der Feuerwehr Bachmehring. Auch der 18-jährige Rotter musste aus den Trümmern seines Hyundais geschnitten werden. Die Bergung mit Rettungsschere und Spreizer übernahmen die Feuerwehren Bachmehring und Griesstätt.

Als Erste am Unfallort waren die Kameraden aus Freiham, ebenfalls eine Ortsfeuerwehr aus Eiselfing. Sie erhöhte sofort die Alarmstufe, nachdem feststand, dass mehrere Personen in den Wracks eingeklemmt waren und schwere bis schwerste Verletzungen aufwiesen, berichtet Freihams stellvertretender Kommandant Andreas Stockenreiter. Über die Leitstelle Rosenheim wurden die Feuerwehren aus Bachmehring, Griesstätt und Wasserburg nachalarmiert, außerdem mehrere Rettungsdienste von BRK, Johannitern und Maltesern sowie der Christoph 24 aus München und ein Polizeihubschrauber mit medizinischem Personal.

„Der schwerste und
schlimmste Einsatz“

„Es war extrem heftig“, sagt Reinthaler von der Feuerwehr Bachmehring, die aufgrund ihrer Rettungsschere ebenso wie die Griesstätter direkt an den beiden Unfallwagen die Bergung übernahm. Es spielten sich Szenen ab, die die Einsatzkräfte wohl nie vergessen werden, denn es galt, die verzweifelt um Hilfe rufenden, schwer verletzten Insassen zu befreien. Im Krach der eingesetzten Rettungsgeräte sei versucht worden, beruhigend auf die Opfer einzuwirken, berichtet Reinthaler, auch Bürgermeister von Eiselfing. „Uns wurde mal wieder deutlich, wie schnell Menschen von einer Minute auf die andere aus dem Leben gerissen werden können. Einen 18-Jährigen aus einem völlig zerstörten Auto rauszuholen und feststellen zu müssen, dass er nicht überlebt hat: Das ist fürchterlich.“ In Gedanken ist Reinthaler, selbst Familienvater, bei den Familien der beiden Todesopfer.

„Es war der schwerste und schlimmste Einsatz, den ich in meiner 15-jährigen Feuerwehr-Karriere erlebt habe“, sagt auch Stockenreiter. Die kleine Ortsfeuerwehr, die nur ein Tanklöschfahrzeug führt, war mit 15 Leuten vor Ort. Sie kennt die Staatsstraße gut, hier spielen sich laut Stockenreiter die meisten Einsätze ab. Unfälle mit zum Teil hohem Sachschaden seien nicht selten, so schlimm wie am Freitagabend sei es jedoch noch nie verlaufen, sagt er. „Das geht einem emotional sehr an die Nerven.“

„Beim Einsatz
funktionieren wir“

Doch vor Ort gelte es, diese Gefühle beiseite zu schieben und die oft geübten Einsatzszenarien abzuarbeiten, berichtet auch Reinthaler. „Beim Einsatz funktionieren wir“, sagt Georg Weiderer, der Kommandant von Griesstätt. Seine Feuerwehr hat das Geschehene gestern bereits intensiv aufgearbeitet. Weiderer bat die 22 Griesstätter Einsatzkräfte, die mit drei Fahrzeugen ausgerückt und ganz nah am Geschehen waren, zu einem Treffen. „Fast alle waren da. Sie wirkten, so mein erster Eindruck, emotional stabil und gefasst“, berichtet er. Trotzdem sagt der Kommandant: „Es war und ist sehr belastend, selbst für einen sehr erfahrenen Feuerwehrler wie mich.“ Fest stehe außerdem, ein Schock könne auch noch einige Tage nach dem Ereignis auftreten. Doch auch dafür gebe es die Psychosoziale Notfallversorgung im Landkreis, die sich um Angehörige in dieser extremen Krise der Schocknachrichten kümmere, aber auch Einsatzkräften bei der Verarbeitung des Erlebten helfe. Die Psychosoziale Notfallversorgung war am Freitagabend laut Polizeipräsidium mit neun Helfern vor Ort. Sie waren extrem gefordert angesichts der Tatsache, dass zwei Tote zu beklagen sind. Auch der Fahrer des Microcars, der nicht in den Unfall einbezogen war, stand laut Zeugenaussagen unter Schock.

„Reibungslose
Zusammenarbeit“

Weiderer lobt als Einsatzleiter die gute Zusammenarbeit aller Rettungskräfte: Hand in Hand werde im Landkreis bei Unfallkatastrophen wie jener professionell gearbeitet. „Das klappt reibungslos.“ Jeder wisse genau, was er zu tun habe. Es gebe klar verteilte Aufgaben für Bergung und Rettung sowie bewährte Führungsstrukturen für Polizei, Feuerwehr und Notärzte. Die Feuerwehr Freiham übernahm beispielsweise die Ausleuchtung der Unfallstelle und die Verkehrsregelung, die Kollegen aus Wasserburg die Absicherung der Hubschrauber-Landeplätze, ergänzt Wasserburgs Kommandant Timo Paul.

Denn die Staatsstraße musste während der Unfallaufnahme, der Rettungsarbeiten und der Fahrbahnreinigung bis in die frühen Morgenstunden voll gesperrt werden.

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