Wasserburg – „Mir fehlen die Worte“, sagt Friederike Kayser-Büker angesichts der überraschend verkündeten Entscheidung des Caritasverbandes, die Seniorenheime in Wasserburg und Edling aufgrund eines „eklatanten Personalmangels“ zusammenzulegen und den Standort Wasserburg aufzugeben. Überraschend kommt diese Entscheidung für die Seniorenreferentin der Stadt eigentlich nicht, denn sie hat nach eigenen Angaben schon etwas geahnt, nachdem die Caritas 2020 die Einrichtung „Sonnengarten“ in Edling, in direkter Nachbarschaft zu Wasserburg, von einem privaten Träger übernommen hatte. Dass sich die zwei Häuser gegenseitig Personal weggraben würden und auf Dauer eines über die Klinge springen müsse, sei logisch, findet Kayser-Büker. „Doch dass es so schnell eintritt und die Entwicklung eine solche Fahrt aufnimmt, damit habe ich nicht gerechnet.“
Bürgermeister vor
Tatsachen gestellt
Kayser-Büker ist noch aus einem anderen Grund fassungslos: weil die Kommunikationspolitik des Wohlfahrtsverbands in ihren Augen „unterirdisch“ sei. Der Caritas fehle es an „Anstand und Respekt“, findet die 58-Jährige. Die Art und Weise, wie die Kommune mit dem Beschluss zur Schließung von St. Konrad konfrontiert worden sei, könne sie nicht akzeptieren. Bürgermeister Michael Kölbl wurde nach eigenen Angaben „vor vollendete Tatsachen gestellt“ und erhielt die Information per Telefonanruf. Ohne die Verantwortlichen vor Ort gesprochen oder im Vorfeld informiert zu haben, sei die Entscheidung gefallen. „Zentralistisch aus München betrachtet, hierarchisch, ohne Gefühl für die Region: Das ist mein persönlicher Eindruck zur Standortpolitik der Caritas beim Thema Seniorenheime.“
Sie habe vor Jahren, als das Wohnbauprojekt in der Tegernau im Stadtrat und seinen Ausschüssen beraten worden sei, das Gespräch mit der Caritas gesucht. Schließlich habe es damals geheißen, der Wohlfahrtsverband baue in diesem Zusammenhang in der Tegernau auch ein neues Altenheim. Auf Vorstandsebene sei konstruktiv das Anliegen der Stadt besprochen worden. Später sei jedoch auch hier in einem Telefonat mitgeteilt worden, dass die Caritas von ihren Plänen Abstand nehme. Stattdessen sei 2020 die Übernahme in Edling erfolgt. „Da braucht man kein Betriebswirtschaftler zu sein, um zu ahnen, was mit St. Konrad passiert. Und genau so ist es jetzt gekommen.“
Kayser-Büker: „Ich bin echt sauer.“ Denn Wasserburg sei nicht das erste Mal Opfer einer Entscheidung von oben herab: Die Caritas sei auch der Dachverband der Stiftung Attl, deshalb falle auch die Schließung des von der Stiftung früher betriebenen Integrationshorts in Wasserburg, das Aus für das Cafesito am Bürgerbahnhof, betrieben vom Inklusionsbetrieb Fair Job, und jetzt das angekündigte Ende für das Seniorenheim St. Konrad indirekt darunter. Innerhalb kürzester Zeit ziehe sich die Caritas aus drei Einrichtungen in Wasserburg zurück. Der Caritas-Slogan „nah am Menschen“ sei vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen „ein Witz“, geradezu „unanständig“, findet Kayser-Büker.
Die geplante Schließung des Seniorenheims St. Konrad betreffe betagte, pflegebedürftige Menschen, die in einem hohen Alter gezwungen seien, noch einmal umzuziehen. „Mag sein, dass dies für manche kein Problem ist, für manche aber doch und es wird einige geben, die werden hoffen, dass sie diesen Umzug nicht mehr erleben müssen“, ist die Seniorenreferentin überzeugt.
Sie kann sich außerdem gar nicht vorstellen, wie der Sonnengarten in Edling die 65 Bewohner aus Wasserburg aufnehmen soll. Denn bereits jetzt gebe es in Edling einen Aufnahmestopp aufgrund des eklatanten Personalmangels. Seit Langem würden in beiden Einrichtungen Plätze fehlen, weil sie aufgrund der nicht ausreichend vorhandenen Fachkräfte nicht in Volllast fahren könnten.
Bedarfe könnten
nicht gedeckt werden
Kayser-Büker rechnet aus, dass bald mindestens 30 Plätze im Bereich Wasserburg fehlen werden. Auch die Bedarfe im Bereich Kurzzeit- und Tagespflege könnten nicht gedeckt werden.
Für Wasserburg und die Region ist in ihren Augen deshalb das Aus des Heims St. Konrad „eine Katastrophe“ für die stationäre Altenhilfe.