„Eine Zukunft haben“

von Redaktion

SV Ramerberg kämpft mit Bürgerbegehren um Sportplatz

Ramerberg – Locker, schmunzelnd und gut gelaunt präsentierte sich der Sportverein Ramerberg (SVR) bei seiner Jahreshauptversammlung am Freitagabend (15. März) im Gasthaus Bichler. Eigentlich gibt es auch gar keinen Grund, um ernst zu sein. Dem SVR geht es gut: Die Mitgliederzahlen sind mit 486 weitgehend stabil. Das Finanzpolster mit circa 25000 Euro an Ersparnissen erheblich. Die erste Herrenmannschaft spielt konstant im Mittelfeld der Kreisklasse, die Showtanzabteilung „Hot Socks“ ist mit 53 Kindern auf der Warteliste so beliebt wie nie. Alles wunderbar also, wäre da nicht das leidliche Thema rund um den Sportplatz, das wie ein Damoklesschwert über allem schwebt.

Plötzlich war von den 86 Anwesenden kein Laut mehr zu hören, als Johann Weiderer, Beisitzer des Vereins, vortrat, um den Sachstand zu präsentieren. Die Vorgeschichte ist zur Genüge bekannt: 2021 hatten sich die Mitglieder der UWR im Gemeinderat Ramerberg gegen die Bauleitplanung in Zellerreit ausgesprochen „obwohl rechtlich nichts dagegen gesprochen hätte, so steht es im Protokoll“, betonte Weiderer in seinem Vortrag. 2022 sprachen sich die Mitglieder der NRL/FWG gegen die Pläne eines Sportplatzes in Ramerberg aus.

Keine Präferenz
für Standort

„Uns wäre es egal gewesen“, sagte er. Der Verein habe nie eine Präferenz für einen Standort gehabt. „Wir haben uns immer herausgehalten“, erklärte Weiderer. Ziel sei schlicht gewesen: ein Fußballplatz mit zwei Groß- und einem Kleinfeld und Umkleidekabinen, egal wo. „Aber vielleicht war es auch ein Fehler, sich nicht zu beteiligen“, meinte der Beisitzer.

Insbesondere angesichts der Brisanz der Situation: Denn Ende 2024 laufe der Pachtvertrag für den derzeitigen Sportplatz aus. „Wir haben eine Zusage der Grundstückbesitzerin, dass wir die Fläche noch bis Ende 2026 nutzen können.“ Danach sei die Zukunft des Fußballvereins jedoch fraglich. „Wir haben mit Rott gesprochen und von ihnen die Zusage, dass wir dort übergangsweise trainieren und spielen dürften“, sagte Jürgen Reich, Leiter der Abteilung Fußball. Eine Spielgemeinschaft mit einem anderen Verein sei jedoch ohne eigenen Platz auf Dauer nicht möglich. Sollte also der SVR keinen eigenen Platz in Aussicht haben, müsse sich die Fußball-Abteilung wohl an Rott oder anderen umliegenden Vereinen anschließen. Doch bevor es so weit kommt, will der SVR noch einen letzten Versuch im Kampf um einen Fußballplatz wagen: mit einem Bürgerbegehren.

Das Ziel: Die Bauleitplanung in Zellerreit soll wieder aufgenommen werden. „Wir sehen es als einzige Möglichkeit“, so Weiderer. Die Pläne in Ramerberg seinen „vom Tisch“, hier hätten sich Grundstücksbesitzer zurückgezogen. Eine Alternative gäbe es nicht, somit bleibe nur noch Zellerreit übrig. „Wir wollen, dass der SVR eine Zukunft hat“, sagte Weiderer. Entsprechend habe sich die Vorstandschaft „gut vorbereitet“ und sich mit Alexander Kopitsch anwaltliche Hilfe geholt, um das Bürgerbegehen durchzuziehen. „Wir wollen uns nicht nachsagen lassen, wir hätten nicht alles probiert“, meinte der Beisitzer.

Doch kann das klappen? Jubelstürme blieben im Saal jedenfalls aus. Stattdessen gab es teils zweifelnde Mienen, denn nicht alle Sportvereinsmitglieder zeigten sich überzeugt davon, dass dieser Vorstoß glücken kann. „Was versprecht ihr euch denn davon? Das wird doch sowieso im Gemeinderat wieder abgelehnt“, meinte einer der Zuhörer frustriert. Eine andere Teilnehmerin zweifelte, ob die Gemeindebürger sich wirklich für Zellerreit entscheiden würde. „Was passiert, wenn der Bürgerentscheid abgelehnt wird?“, fragte sie. „Gibt es einen Plan B oder löst sich der Verein dann auf?“

„Wir haben
keinen Plan B“

Anwalt Kopitsch gab zu, dass der Vorstoß risikoreich sei. „Bürgerbegehren sind ein umstrittenes Instrument“, meinte er, insbesondere, da der Gemeinderat ein solches jederzeit ablehnen könne. Außerdem müsse – sollte es anschließend zu einem Bürgerentscheid kommen und sich die Mehrheit der Ramerberger für den Standort Zellerreit aussprechen – auch das Planungsverfahren selbst vom Gemeinderat weiter ausgeführt werden. „Ob das bei der jetzigen Zusammensetzung möglich ist, ist fraglich“, gab Kopitsch zu. Aber es sei ein legitimes Mittel, politischen Druck auszuüben. „Bei einer eindeutigen Entscheidung der Ramerberger für den Standort Zellerreit, tut sich ein Gemeinderat natürlich schwer, diesen Bürgerwillen zu ignorieren.“ Auch Weiderer zeigte sich überzeugt, dass ein Bürgerbegehren der richtige Weg sei: „Damit können wir einen Impuls an den Gemeinderat geben“, meinte er. Insbesondere, da es inzwischen keine Alternative mehr gebe. „Wir haben keinen Plan B“, sagte er. An eine Vereinsauflösung habe die Vorstandschaft zwar noch nicht gedacht, aber sollte der Bürgerentscheid abgelehnt werden, „müssen wir schauen, wie es weiter geht.“ „Ich glaube, dass sich die Ramerberger für Zellerreit entscheiden“, meinte Andreas Baumgartner, Erster Vorsitzender des Vereins. „Alles andere würde bedeuten: Die Ramerberger entscheiden sich gegen ihren eigenen Sportverein. Das wäre ein Armutszeugnis für die Gemeinde.“

Das Bürgerbegehren für Zellerreit

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