Forschung für die Zukunft in Unterreit

von Redaktion

Energieversorger „Uniper“ setzt auf Wasserstoff – Einzigartiges Projekt in der Region

Unterreit/Bierwang – Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die damit einhergehende Gaskrise stecken den Menschen immer noch in den Knochen. Die vergangenen Jahre waren schwierig, nicht nur für die Bürger, auch viele Betriebe litten darunter, wie das Erdgas-Unternehmen „Uniper“ in Bierwang, bei Unterreit.

Holger Kreetz, Chief Operating Officer (COO) von „Uniper“ mit Hauptsitz in Düsseldorf, spricht in einem exklusiven Interview mit den OVB-Heimatzeitungen von „einem blauen Auge“, mit dem der international agierende Konzern davongekommen sei.

„Niemand hat die Krise kommen sehen“

„Niemand hat kommen sehen, dass Russland die Ukraine angreifen wird – und niemand hat die Krise kommen sehen, in die es uns gestürzt hat“, gibt Kreetz offen zu.

Das Unternehmen „Uniper“ hat laut Kreetz allein in Deutschland 1000 Kunden, darunter Stadtwerke und Industrie. „Wenn die Regierung nicht eingegriffen und uns als systemrelevant eingestuft hätte, wären wir pleite gegangen“, sagt der COO. Durch die Unterstützung des deutschen Staats sei es dem Unternehmen weiterhin gelungen, den Bürgern das Gas „relativ kostengünstig“ anzubieten.

Dennoch: In seinen 23 Jahren, in denen er bei „Uniper“ sei, habe er „so etwas noch nie erlebt.“ Der Druck, der auf der Geschäftsführung gelastet habe, sei „immens“ gewesen, vor allem auch bei dem Gedanken daran, dass rund 7000 Arbeitsplätze, davon 35 in Bierwang, die „Uniper“ weltweit stelle, in Gefahr gewesen seien, wenn die Regierung nicht eingeschritten wäre. Auch die Geschäftsbeziehungen, die „Uniper“ zu Russland unterhalten habe, seien „komplett gekappt worden.“ Das Unternehmen beziehe Gas fortan aus anderen Ländern, unter anderem aus Großbritannien, Schweden und den Niederlanden. Momentan sei der Konzern dabei, ein zweites Standbein aufzubauen: die Speicherung von Wasserstoff in Porenspeicher.

Dafür sei die Bodenbeschaffenheit in Bierwang „geradezu prädestiniert“, weswegen hier das „deutschlandweit einzigartige“ Projekt „HyStorage“ durchgeführt werde, erklärte Kreetz. Das Vorhaben sei vielversprechend“, freute er sich.

Die erste von drei Phasen sei Ende Januar erfolgreich durchgeführt worden. „HyStorage ist Teil der Umsetzung der ‚Greener Gases‘-Strategie von „Uniper“ und dient der Vorbereitung kommerzieller Speicherprojekte“, erklärte er. Die Aufbewahrung von Wasserstoff in den Porenspeichern birgt „ein enormes Potenzial für die Flexibilität“ des gerade entstehenden Wasserstoff-Markts, so Kreetz.

„Auswirkungen noch nicht vorhersehbar“

Bei der ersten Phase des Projekts in Bierwang werde das Erdgas mit fünf Prozent Wasserstoff im Sandstein beziehungsweise in den Zwischenräumen gespeichert, erläuterte Projektleiter Christian Kosack bei der Präsentation, bei der auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zugegen war. „Bei den Porenspeichern haben wir eine sehr große Oberfläche, auf der unter anderem auch Mikrobakterien leben können. Diese haben Wechselwirkungen – auch auf den Wasserstoff. Die Auswirkungen sind nicht vorhersehbar“, so Kosack. „Durch das Projekt wollen wir herausfinden, ob man Wasserstoff im Porenspeicher lagern kann und welche Prozesse unterirdisch stattfinden“, erklärte der Projektleiter.

Nachdem die erste Phase abgeschlossen sei, würde im zweiten Teil, der heuer noch erfolgen soll, Erdgas mit zehn Prozent Wasserstoff eingelagert. In der dritten Phase werde das Gas dann anschließend mit 25 Prozent Wasserstoff eingelagert, so Kosack.

Auch Doug Waters, Geschäftsführer von „Uniper“, zeigt sich in einer Pressemitteilung optimistisch: „Es ist zwar noch etwas früh, um eine endgültige Aussage über die Eignung der süddeutschen porösen Gesteinsformationen – und damit des alpinen Molassebeckens im Allgemeinen – für die reine Wasserstoff-Speicherung zu treffen“, erklärte er, „sicher ist aber, dass Wasserstoff ein wesentlicher Baustein im De-Karbonisierungsprozess des europäischen Energiemarktes sein wird“, ist Waters überzeugt.

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