Amerang – Er ist Feuerwehrler mit Herzblut: Mit 16 Jahren trat Michael Mayer in die Ameranger Wehr ein – und ist seitdem dort geblieben. Die vergangenen zehn Jahre war er auch Kommandant. Der 54-Jährige hat schon viel erlebt – auch in seiner neuen Funktion als Kreisbrandmeister (KBM). Er beerbt damit Hermann Kratz, der im Januar verstorben ist. Die Feuerprobe hat Mayer in seiner kurzen Zeit als KBM schon hinter sich, denn er war beim jüngsten Hochwasser-Krisenstab im Landratsamt dabei. „Ehrlich gesagt habe ich schon erst mal geschluckt“, berichtet er. „Ich bin ja erst wenige Wochen im Amt und dann gleich so eine Katastrophe“, sagt er. „Wir hatten sehr viel damit zu tun, den Gebietsschutz sicherzustellen, weil das normale Tagesgeschehen, wie Unfälle und Brände auch noch dazukommt“, betont er.
Viele Vertreter beim Krisenstab dabei
Beim Krisenstab seien verschiedene Vertreter dabei: „Feuerwehr, Staatliches Bauamt, THW, Polizei, Unterstützungskräfte für Versorgung und Nachschub, der örtliche Einsatzleiter, wie Kreisbrandrat oder -inspektor, Lageführer, Berg- und Wasserwacht“, zählt Mayer auf. „Eine ganze Mannschaft, die versucht, die Ausnahmesituation zu meistern“, so der Ameranger. „Die Fragen sind nur so auf mich hereingeprasselt – und ich habe versucht, sie so gut wie möglich zu beantworten. Ich habe einfach beigetragen, was ich konnte. Das Feedback von den Anwesenden danach war soweit gut – aber ich bin ja auch schon lange bei der Wehr, da bin ich einiges gewöhnt“, sagt er. Einiges gewöhnt ist Mayer auch durch seine Zeit bei der Bergwacht. Viele Einsätze hat er auch dort schon erlebt. An einen der skurrilsten erinnert er sich noch gut: „Wir hatten eine Hochzeit auf der Kampenwand. Das Brautpaar hat sich Kamele gewünscht, doch diese Tiere sind für das Alpen-Gelände weniger geeignet“, erzählt er schmunzelnd. „Lange Rede, kurzer Sinn: eins der Kamele hat den Besitzer abgeworfen – wir mussten uns dann um die Tiere und den Besitzer kümmern“.
Ein „Running Gag“ bei der Ameranger Wehr sei auch der Ausdruck „Taube auf Baum“ – „denn wir sind tatsächlich mal wegen einer Taube auf einem Baum ausgerückt“, berichtet Mayer. Ein Pärchen aus München, das in Amerang einen Zweitwohnsitz habe, habe die Einsatzkräfte alarmiert, weil der Vogel „sehr entkräftet“ gewirkt habe. „Und was passiert, wenn man versucht, einen Vogel vom Baum zu retten? Er fliegt natürlich davon“, sagt Mayer lachend. „Da war das Tier plötzlich gar nicht mehr müde“.
Auch beim Rettungsdienst ist der 54-Jährige tätig, schon seit rund 25 Jahren. Viele Verkehrsunfälle hat der zweifache Familienvater schon in seiner Zeit im Blaulicht-Milieu erlebt, darunter auch zahlreiche Crashs an der B304 bei Stephanskirchen. „Im Jahr rücken die Feuerwehren durchschnittlich rund zehnmal dorthin aus, erst Ende Mai gab es dort wieder einen Zusammenstoß, bei dem drei Fahrzeuge beteiligt gewesen sind“, berichtet er.
Seinen schlimmsten Einsatz erlebte Mayer im November 1991. „Es hieß, dass wir eine eingeklemmte Person aus einem Fahrzeug befreien müssen. Die Straßen waren sehr glatt an diesem Morgen im Winter. Der Wagen ist von der Straße abgekommen und in die angrenzenden Bäume gefahren. Der Fahrer war schon tot, als wir dort angekommen sind. Das wussten wir aber noch nicht“, erinnert er sich. „Als wir die Person befreien wollten, erkannte ich, dass es ein Freund von mir war.“ Ein einschneidendes Erlebnis für den Feuerwehrler, das er seitdem nicht mehr vergessen hat.
Trotzdem würde er seine Zeit als Floriansjünger und Kommandant nie missen wollen. Auch sein neuer Posten als Kreisbrandmeister sei „eine Art Aufstieg und auch eine große Ehre“, sagt er. Er habe sich auch für das Amt entschieden, da er seine Mannschaft „in gute Hände abgeben“ konnte. In Markus Hackls Hände, um genau zu sein. Er ist seit Mai der neue Feuerwehrchef in Amerang.
Freizeit
ist knapp bemessen
Privat ist der gelernte Speditionskaufmann, der seit vielen Jahren als Verwaltungsangestellter im Ameranger Rathaus tätig ist, in den Bergen unterwegs, trifft sich gerne mit Spezln oder geht Fahrradfahren – obwohl der 54-Jährige schon zugeben muss, dass seine Freizeit „knapp bemessen ist“. Ohne die Unterstützung seiner Frau, mit der er seit 28 Jahren verheiratet ist, würde „das Ganze sowieso nicht gehen“, betont er. „Das hat nicht nur mit den vielen Einsätzen oder der ehrenamtlichen Arbeit zu tun, die als Kommandant anfällt“, erklärt er, „es ist auch eine psychische Belastung. Ohne meine Frau wäre ich nicht in der Lage, das durchzustehen“, so Mayer.