„Ich bin wie ein Brunnen, der immer sprudelt“

von Redaktion

Andrea Ernst aus Wasserburg rät „Denk mal bunt!“ – Sie ist im besten Wortsinn Lebensküstlerin

Wasserburg – Andrea Ernst trägt ein buntes Kleid, stets strahlt sie. Viele Veränderungen hat die 58-Jährige durchlaufen und ist sich dabei immer treu geblieben. Gerade wurde ihr Buch über Mozart zur aktuell laufenden Mozart-Ausstellung in Wasserburg neu aufgelegt. Gemeinsam mit Stadtführerin Irene Kristen-Deliano hat sie es bereits 2015 geschaffen.

Pädagogisches Ziel:
Eigenständiges Lernen

Ziel der beiden: Kindern spielerisch ein komplexes Thema verständlich machen. Wie wichtig das Ernst ist, zeigt sich in ihrer Begeisterung für die Montessori-Pädagogik. Kindern und Jugendlichen beim eigenständigen und freien Lernen zu unterstützen, fasst die Künstlerin die Ideen der italienischen Ärztin, Reformpädagogin und Philosophin zusammen.

Ernst hat ein eigenes Zimmer in ihrer Wohnung mit entsprechenden Materialien. Bretter mit im Kreis angeordneten Stiften und einem Wollfaden; sie unterstützen beim Lernen des Einmaleins. Spielfiguren zeigen Prinzessin und Prinz, Ritter und Fee. Sie stehen für die verschiedenen Wortarten oder bringen die Stellenwerte der Mathematik näher. Was simpel klingt, ist genau durchdacht. Bereits Kinder im Kindergartenalter lernen so mühelos, was üblicherweise erst im höheren Grundschulalter zum Thema wird.

„Das Begreifen steht
im Vordergrund“

Während der Corona-Zeit hat Ernst ihre Weiterbildung hierzu beendet. Gleich darauf begann sie mit der Förderung von Kindern, die sich im Homeschooling schwergetan haben. „Das Material bietet eine andere Sicht“, berichtet Ernst. „Das Begreifen steht im Vordergrund. Man hört ja nie auf zu lernen.“ Und so führte sie das Leben sowohl zur Tätigkeit als Individualbegleitung und Schulbegleitung in Schulen und Kindergärten, als auch ein Jahr in ein Seniorenheim.

Kunst und Pädagogik bestimmen inzwischen das Leben der Künstlerin. Doch das nahm langsam Form an. Ernst absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Optikerin und machte ihren Meister. Mit der Geburt ihrer Kinder verschob sich ihr Fokus. Im Souterrain ihres Hauses in Maitenbeth fing sie an, Kinderkunstkurse für ihre beiden Töchter und deren Freunde zu geben. Irgendwann bekam sie den Auftrag, ein Buch zu illustrieren. „Bei meinen Illustrationen gefällt mir, mich in andere Welten hineinzudenken“, berichtet die Künstlerin. Nie geht es in den Büchern nur realistisch zu: „Es braucht ein Quäntchen Wunder und Magie.“

Unmögliches als
Möglich-Macher

So gibt es immer Unmögliches: einen Turm aus Stühlen, der unbekannten Naturgesetzen zu folgen scheint. Obendrauf steht ein Kind und füttert eine Giraffe. „In der Illustration ist alles möglich“, sagt Ernst. Und wieder schlägt sie die Brücke zur Pädagogik: „In meinen Bildern möchte ich die Betrachter zum Sprechen über die Bilder anregen.“ Und das fördert bekanntlich die Ausdrucksmöglichkeiten.

Von 2012 bis 2017 verkaufte Ernst ihre Werke in Wasserburg in ihrem Laden-Café „Der Bunte Laden“ in der Färbergasse: Windlichter, Hand- und Fingerpuppen aus Filz, Bilder und Bücher. Inzwischen prägen Malkurse, Postkarten und Kalender mit Mutmachsprüchen und viele weitere kreative Angebote das Leben der Wahl-Wasserburgerin. „Die Kunststunden sind oft eher therapeutische Malstunden“, berichtet sie.

Das hat die Künstlerin erkannt und vor einigen Jahren eine Ausbildung zur Integraltherapeutischen Kunstpädagogin abgeschlossen. Ihrer Trennung zu dieser Zeit schloss sich ein mehrmonatiger Aufenthalt auf der Kanarischen Insel La Palma an. Noch immer ist Ernst verliebt in die grüne Insel La Palma und die von Vulkangestein geprägte Nachbarinsel Lanzarote. Immer wieder besucht sie die Inseln, tankt Energie, lässt sich inspirieren und fotografiert viel. Hier entstehen oftmals ihre Frauenbilder: nackte Frauen vor fantasievollem Hintergrund. Sie erstellt daraus individuell gestaltete Kalender, vertreibt sie in kleiner Auflage.

„Good-Vibes-Bilder“
zeigen starke Frauen

Über 100 Frauenbilder sind über die Jahre entstanden. Stets beginnt sie mit dem abstrakten Hintergrund und lässt sich davon inspirieren, verändert ihn später. Ihr „Good-Vibes-Bilder-Kalender“ zeigt Frauen, zufrieden mit ihrem Körper. Rundungen, Unperfektes und Falten gehören dazu. „Deine Bilder heilen die Menschen“, berichten Betrachterinnen der Künstlerin immer wieder.

Und noch einer weiteren Disziplin hat sich Ernst angenommen. Sie beschäftigt sich mit der Numerologie. Auch das möchte sie mehr in die Gesellschaft bringen: „Die Numerologie zeigt, welche Potenziale in jedem Menschen stecken und ist eine Bedienungsanleitung fürs Leben“, berichtet sie.

„Das Leben
annehmen, wie es ist“

„Das Leben annehmen, wie es ist. Es auf sich zukommen lassen“, zieht Ernst ihr Fazit. Ihr gelingt, aus allem stets das Positive zu ziehen. Sie wünscht sich keine Festanstellung mehr, engstirniges Denken mag sie gar nicht. Die Lebenskünstlerin erhofft sich diese Freiheit für jeden Menschen. Sie wünscht ihnen Mut, etwas zu wagen. Ende April ist Ernst Großmutter geworden. Wieder ein neuer Schritt in ihrem Leben. Ihr Leben ist einfach bunt.

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