Wasserburg – Das Heimatmuseum ist um ein wichtiges Objekt reicher: Mitarbeiter des Bauhofs haben eine große Steinkugel in den Innenhof transportiert, die über Jahrhunderte im Mauerwerk unter dem Haus von Clement Stechl (73) am Max-Emanuel-Platz lagerte. Dort, im Malzkeller der ehemaligen Fletzingerbrauerei, ragte in der vorgebauten Stadtmauer eine ungewöhnliche Rundung aus dem Mauerwerk. „Das war schon immer rätselhaft“, sagte Stechl, der dieser Entdeckung im Jahr 2022 auf den Grund ging.
Von mehreren
Schichten überdeckt
Bei der Freilegung entpuppte sich die Wölbung als nahezu runder, von mehreren Farbschichten überdeckter Stein. Nach einer Sichtung der Kugel stellte der ehemalige Kreisheimatpfleger Ferdinand Steffan die These auf, dass es sich um ein Wurfgeschoss aus dem Mittelalter handelt. Bei einer Belagerung Wasserburgs im Jahr 1422 durch Herzog Heinrich XVI. könnte der Stein mittels eines speziellen Katapults in die Stadt geschleudert worden sein. Danach verbaute man ihn – aus bisher unbekanntem Grund – in der damaligen Stadtmauer.
Stechl stellte nun die Kugel dem Museum Wasserburg als Forschungsobjekt zur Verfügung, um die offenen Fragen nach Alter, Herkunft und Funktion zu klären. Der Stein wird für die Öffentlichkeit im Museum zu sehen sein. Bei der Präsentation des Fundstücks mit Bürgermeister Michael Kölbl, dem Zweiten Bürgermeister Werner Gartner, Stadträten sowie Matthias Haupt, dem Leiter des Stadtarchivs, sagte Stechl, dass es sich bei dem Gestein wahrscheinlich um Dolomit handle, als Abschussort vermutet er die Schöne Aussicht. „Es muss ein besonders großes Katapult gewesen sein, das vielleicht so zwischen 1280 bis 1400 im Einsatz war“, so Stechl.
Nach Angaben von Museumsleiterin Sonja Fehler beträgt das Gewicht der Kugel zwischen 250 und 300 Kilogramm, deutlich mehr als andere Geschosse aus jener Zeit, die höchstens um die 140 Kilogramm schwer waren. „Es war ein Riesenakt, sie aus dem Keller zu bergen und hierher zu schaffen.“ Ein großer Forschungsauftrag sei nun mit dem Fund der Kugel verbunden. Dass sie nicht ganz rund ist, wundert sie nicht: „Sie sollte ja nicht wegrollen.“ Für die Stadtgeschichte erwartet Fehler auf jeden Fall wichtige Erkenntnisse, insbesondere mit Blick auf die Militär- und Baugeschichte. Diese Erwartung drückte auch Bürgermeister Kölbl aus, der Stechl ausdrücklich dafür dankte, das Objekt der Stadt zur Verfügung zu stellen.