Mühldorf – Anja Kesting, die Präsidentin des Landgerichts Traunstein, eröffnete die feierliche Veranstaltung, in der der Wechsel im Amt des Direktors des Amtsgerichts Mühldorf nun auch offiziell vollzogen wurde. Der Mühldorfer Rathausfletz war gut gefüllt, zahlreiche Gäste waren zu dieser Feierstunde erschienen, darunter Pfarrer Klaus Vogl und Pfarrerin Anita Leonhardt, Hausherr Michael Hetzl mit seiner Stellvertreterin Ilse Preisinger-Sontag und die beiden Landtagsabgeordneten Markus Saller und Sascha Schnürer. Gekommen waren auch zahlreiche Gäste aus der Justiz, von der Polizei sowie Rechtsanwälte, Notare und nahezu alle Beschäftigten des Amtsgerichts – Wachtmeister (in Uniform), Rechtspfleger, Gerichtsvollzieher und Verwaltungsangestellte.
Leitung mit Umsicht
und Gelassenheit
Anja Kesting äußerte sich über Jürgen Branz wie folgt: „Er hat viele Jahre seines Lebens der bayerischen Justiz gewidmet. Jetzt warten neue Herausforderungen auf ihn: die Berge, sein Fahrrad, seine Trompete und die Senioren-Universität in Salzburg. Damit hat er das Klischee vom ‚Unruhestand‘ voll erfüllt.“ Stephen Kroner bezeichnete sie als „engagierten Nachfolger, der das Amtsgericht mit großer Gelassenheit und Umsicht leitet“.
Dr. Hans-Joachim Heßler ist Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes und des Oberlandesgerichts München. Er hielt die Laudatio für den scheidenden und den nachfolgenden Direktor des Mühldorfer Amtsgerichts: „Ein Wechsel des Direktors im Amtsgericht betrifft alle Beschäftigten, aber auch alle Bürger, denn jeder kommt einmal mit der Gerichtsbarkeit in Kontakt, sei es zum Beispiel bezüglich Nachlass, Grundbuch oder Betreuung. Es ist wichtig, dass der Direktor das Amtsgericht nach außen repräsentiert, schließlich ist die Justiz die dritte Staatsgewalt. Er benötigt Kompetenz, eine wertegeprägte Führung, Leistungsorientierung, er muss die Prinzipien des Rechtsstaats vertreten und er muss Probleme lösen können.“
Zunächst gab Dr. Heßler wichtige Daten aus der Vita des in Würzburg geborenen Jürgen Branz wieder: „Nach Studium und Referendariat in seiner unterfränkischen Heimat kam er schon bald nach Oberbayern und nach Traunstein. Am 1. Januar 2018 erreichte seine Karriere mit der Leitung des Amtsgerichts Mühldorf ihren Höhepunkt. Fünfeinhalb Jahre war er dessen Direktor. Er meisterte die Schwierigkeiten während der Pandemie und erlebte die Einführung der elektronischen Akte. Jürgen Branz hat das Leitbild der bayerischen Justiz gelebt, 40 Jahre lang. Jetzt wünsche ich ihm Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Wenn man mit 55 Jahren noch das Trompetenspiel erlernt, dann hat man dazu die nötige Energie.“ Auch über den 55-jährigen Stephen Kroner wusste der Präsident des Oberlandesgerichts München einiges zu berichten: „Er ist offiziell seit 1. April 2024 im Amt, hat aber schon seit 2016 immer wieder Vertretungen übernommen. Stephen Kroner wuchs in München und Umgebung auf, studierte Jura an der LMU. Seit 2016 ist er ständiger Vertreter des Direktors in Mühldorf. Er ist Familienrichter mit Leib und Seele, neben Betreuung und Scheidung liegen ihm vor allem Wohl und Wehe betroffener Kinder am Herzen. Ihn zeichnen eine vorbildliche Arbeitseinstellung, Einsatz und Empathie aus. Es war Zeit, ihm die Leitung eines Amtsgerichts zu übertragen. Hier in Mühldorf kennt er das Gericht und dessen gut ausgebaute Strukturen. Ich wünsche ihm, dass er neben der vielen Arbeit, die auf ihn zukommt, auch Zeit für das Golfen hat. Wenn das körperlich wie beim Tennis nicht mehr funktioniert, dann kann er auch ein Instrument lernen. Jürgen Branz kennt einen guten Lehrer.“ Als Dank dafür, dass sie ihre Ehemänner mit der Justiz teilen beziehungsweise geteilt haben, überreichte Dr. Heßler beiden Ehefrauen einen Blumenstrauß. Die musikalisch hervorragende Untermalung der Feier war übrigens Jürgen Branz zu verdanken, die furios aufspielenden vier „Blechdachse“ entstammen der Musikschule Grassau: Es glänzten Antonia Fußeder auf der Trompete, sie zählt elf Jahre, Hansei Schmuck junior, ebenfalls Trompete, ist zehn und der Sohn des Leiters der Gruppe, Johann Baptist Schmuck. Auf der Posaune zeigten Anian Fakler und Kilian Kroiss ihr Können.
Ein Traum
geht in Erfüllung
Bürgermeister Michael Hetzl erwähnte in seinem kurzen Grußwort, dass es im Rathausfletz seit dem 16. Jahrhundert Amtseinführungen von Richtern gegeben habe. Dass die Feier in diesem Fletz stattfinde, sei ein kleines Geschenk der Stadt Mühldorf und zeige die Verbundenheit mit dem Amtsgericht. Die beiden Hauptprotagonisten kamen natürlich auch selbst zu Wort. Jürgen Branz sagte: „Jeden Morgen, wenn ich jetzt aufwache, denke ich an das neue ‚dolce vita‘. In meiner Laufbahn habe ich viele Personen aus der bayerischen Justiz kennengelernt. Wenn es ein Problem gab, genügte oft der Griff zum Telefonhörer. Jungen Richterinnen und Richtern empfehle ich: Wechseln Sie die Perspektive! Ich hatte eine schöne Zeit am Mühldorfer Amtsgericht, schon der Empfang war großartig. Jeder Wunsch von mir wurde in die Tat umgesetzt. Bleiben Sie alle, wie Sie sind – dann ist mir um die Zukunft des Amtsgerichts Mühldorf nicht bange. Eins noch – bei der Einweihung einer PV-Anlage auf dem Dach des Gerichtsgebäudes wäre ich gerne dabei.“ Sein besonderer Dank ging an seine Ehefrau Christine: „Du warst mein Anker und hast mich immer unterstützt. Ich versuche, mich zu revanchieren.“
Stephen Kroner bedankte sich bei seinem Vorgänger für die gute Zusammenarbeit: „Wir waren ein gutes Team, und du hast mich immer in wichtige Entscheidungen eingebunden. Mit der Beförderung zum Direktor hat sich für mich ein Traum erfüllt. Mein Dank gebührt meiner Frau, sie ist schuld daran, dass ich aus Ottobrunn wegzog und nach Mühldorf kam. Ich gehe jeden Tag gerne in mein Büro – das liegt an sämtlichen Mitarbeitern, als da wären Wachtmeister, Rechtspfleger, Richterinnen und Richter, Gerichtsvollzieher, Verwaltungsangestellte und die Security-Dame am Eingang, die mich jeden Morgen freundlich begrüßt. Als Direktor werde ich dafür sorgen, dass das Amtsgericht Mühldorf eine vertrauenswürdige und respektierte Institution bleibt. Man kann mich jederzeit anrufen.“