Eiselfing –„ Unser Vater war ein ausgeprägter Familienmensch und ein wertgeschätztes Vorbild für seine Mitmenschen. Einen großen Dank für seine vielen guten Ratschläge und die Unterstützung. Mit seinen Ideen prägte er die Familie sowie die Entwicklung der Firma“, antworteten Tochter Renate Ganslmaier und Sohn Sebastian Pauker junior, zwei der vier Kinder des verstorbenen Alteiselfinger Bauunternehmers, auf die Frage, wie man „den Wast“ oder „Wastl“, wie er oft genannt wurde, am besten charakterisieren könnte.
Sportlich und
schwindelfrei
In Bergham am 6. August 1934 geboren, verstarb der Zimmerer- und Maurermeister wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag inmitten seiner Familie. „Selbst im Sterben hat er die Familie noch zusammengeführt“, sagt Tochter Renate.
Aufgewachsen mit zwei Schwestern und vier Brüdern in der Landwirtschaft und Zimmerei der Eltern ist er schon als Schüler und Jugendlicher mit dem Fahrrad zu den Baustellen gefahren, um dort mitzuhelfen. Seine Sportlichkeit und angstlose Schwindelfreiheit gaben ihm den Erzählungen nach damals schon den Mut, auf dem Firstbaum einen Kopfstand zu machen. Im Jahr 1949 begann er eine Zimmererlehre, die er von 1956 bis 1959 mit dem Meisterbrief des Zimmererhandwerks ergänzte und gleich anschließend schon 1960 noch mit dem Maurermeister erweiterte.
1962 gründete er eine eigene Baufirma in Bergham, die von Anfang an für handwerkliche und praxisorientierte Lösungen besonders im Schalungsbau bekannt war. Bereits im zweiten Jahr ihres Bestehens bekam die Firma 1964 den Auftrag zum Schulhausneubau im Ort Eiselfing, der damals noch den Namen Kircheiselfing trug.
Vier Jahre später wurde der Platz in Bergham zu klein und so entschlossen sich Sebastian und seine Ehefrau Maria Pauker zum Neubau eines Firmen- und Wohngebäudes am Standort in Alteiselfing. Der Nachfrage folgend wurde das der Grundstein zu einer Erfolgsgeschichte für den Familienbetrieb mit heute gut 50 Mitarbeitenden. Einen „außergewöhnlichen Menschen, einen Meister seines Faches und einen inspirierenden Unternehmer“ hat der Redner der Belegschaft, Georg Käsweber, den „Pauker-Wast“ am Grab genannt.
Sein ganzes Berufsleben lang widmete sich Sebastian Pauker senior mit Kreativität und mit fast „visionärem Denken“, wie sein Sohn sagt, gerne besonderen bautechnischen Herausforderungen, die er mit seinem großen Fachwissen, einer fundierten Bodenständigkeit und der Liebe zur Aufgabe meisterte. Dafür hat er sich viel Zeit genommen. Manches war dabei so vorausschauend, dass man es heute wohl nachhaltig und barrierefrei nennen würde. „Der Vater hat da immer größer und etwas weiter gedacht“, sagt sein Sohn, der mit Stolz den gleichen Vornamen trägt.
Wichtig war dem Zimmerer- und Maurermeister auch das Mitdenken der Mitarbeiterschaft, was er mit ruhigen Worten förderte. Zudem motivierte er mit seiner wohlwollenden, uneigennützigen und hilfsbereiten Art.
In der sozialen Gemeinschaft engagierte sich Sebastian Pauker von 1978 bis 1990 und von 1996 bis zum Jahr 2008 im Eiselfinger Gemeinderat. Er hat damit die Entwicklung der anfangs noch jungen Gemeindestruktur über viele Jahre aktiv mitgestaltet. Bei der Freiwilligen Feuerwehr von Aham war er zu seiner aktiven Zeit Gruppenführer und weiter über 50 Jahre Kassier. Beim Alteiselfinger Maibaumverein gab er die Aufstellkommandos, wobei sein handwerkliches Wissen besonders zum Einsatz kam.
Abwassermodell
entwickelt
Als Stifter des Pauker-Pokals fanden viele gemeinsame Stockschützenturniere auf den gefrorenen Eiselfinger Seen statt. Wichtig war dem Verstorbenen zudem die Mitgliedschaft beim Abwasserverein von Alteiselfing, der sich um ein alternatives Modell der Abwasserentsorgung kümmert.
Die Umgebung seiner Familie liebte er bis ins hohe Alter besonders. „Dahoam is dahoam und Hauptsach‘ mia san beinand“, sagte er immer dazu. Gerade deshalb war er für seine Familie mit den Kindern und Enkeln mit seiner ausstrahlenden Zufriedenheit „ein ruhender Fels“, ein besonderes Vorbild, das nun nicht mehr da ist. Er hat Spuren hinterlassen, die ihn jedoch weiterhin als Ratgeber spüren lassen. Auch wenn „sein fester Stuhl“ nun leer bleibt.