Unvorstellbare Familientragödie

von Redaktion

Abschied von Mirjam Zäch und ihrem Bruder Marcus Maurer: Eine Mutter verliert binnen zwei Tagen zwei ihrer Kinder. Eine Schwester trauert um ihren Zwilling und ihren älteren Bruder, ein Ehemann um seine geliebte Frau und seinen Schwager.

Mühldorf/Mettenheim – Was bleibt, ist ein Lachen für die Ewigkeit. Sinngemäß diese Worte benutzte Dekan Klaus Vogl bei der Abschiedsfeier für Mirjam Zäch (geborene Maurer) aus Mühldorf und ihren Bruder Marcus Maurer aus Mettenheim. Die Geschwister sind am 12. und 13. August binnen 24 Stunden gestorben. Mirjams Lachen und herzliche Art zogen die Menschen stets in einen Bann. Marcus war der mit dem verschmitzten, stilleren Lächeln.

Kampfansage an
den „Scheiß-Krebs“

Mirjam (44) verlor am 12. August 2024 ihren jahrelangen Kampf gegen den Krebs, den sie immer wieder in die Knie gezwungen und mit ihrer Lebensfreude die Stirn geboten hatte. Hunderte medizinische Behandlungen musste sie über sich ergehen lassen. Sie verlor nie ihren Optimismus und ihren Lebensmut.

„Dieser Scheiß-Krebs bekommt eine Kampfansage“, waren ihre Worte, als die Ärzte ihr im Februar 2023 nach einer erneuten Diagnose nur noch wenige Monate gaben. Sie kämpfte wieder mit aller Kraft gegen die Krankheit an, machte aus drei Monaten Lebenserwartung 18 Monate – doch dieses Mal ließ der Krebs sie nicht gewinnen.

Ihr Bruder Marcus verunglückte am darauffolgenden Tag tödlich mit dem Motorrad – aufgrund des Fahrfehlers eines Lastwagenfahrers. Der 48-Jährige konnte dem Lkw nicht mehr ausweichen, dessen Fahrer auf der alten B12 bei Mühldorf unerlaubt wendete. Eine unvorstellbare Tragödie für die schicksalsgebeutelte Familie und den großen Freundeskreis.

Bei einer Gedenkfeier für die Geschwister nahmen Hunderte Abschied in der voll besetzten Pfarrkirche St. Nikolaus in Mühldorf. Den musikalischen Rahmen gestaltete die Mühldorfer Sängerin Tamara Hausner, bekannt als Tamy, gemeinsam mit Verena Weber, ebenfalls Sängerin, die eigens aus Berlin angereist war.

Verena Weber verlas eine Liebeserklärung von Jürgen Zäch, Mirjams Mann. Jürgen kniete sich vor das im Altarraum stehende Porträt seiner Frau, während Verena die berührenden Worte sprach. Er hatte Mirjam 2008 in Mühldorf kennengelernt, als sie mitten in einer Chemotherapie steckte – eine Weile später musste auch ihre Schwester Melanie eine Krebserkrankung durchmachen.

Jürgen hat sich unsterblich verliebt in die bezaubernde junge Frau mit dem Funkeln in den Augen. „Es hat mein Herz erleuchtet und ein Feuer entfacht, das bis heute in mir brennt. Du bist und bleibst die Liebe meines Lebens“, ließ er sie bei der Gedenkfeier noch einmal wissen.

Jeder, der Mirjam, von allen einfach nur „Miri“ genannt, kannte, erlebte sie als liebevollen, warmherzigen und umsorgenden Menschen. Ihr lebhaftes Lachen war ansteckend.

„Es war ein Lachen, das von innen kam, ein Ausdruck ihrer Lebensfreude und ihres Optimismus. Sie schaffte es, selbst in den schwersten Zeiten dieses Lachen beizubehalten und uns alle damit zu erhellen.“ Stellvertretend für die Familie trug Trauerredner Tobias Kurzmaier die Worte in der Kirche vor. „Wer das Glück hatte, Mirjam kennenzulernen, wird sie nie vergessen.“

Er erinnerte an seine langjährige Freundschaft zu den Zwillingen Mirjam und Melanie und ihrem älteren Bruder Marcus, den er mit folgenden Worten beschrieb: „Marcus war kein Mann des Wortes. Marcus war ein Mann der Tat. Er redete nicht viel, lieber machte er viel.“

„Der große starke Kerl“ war bekannt in der Region als Türsteher verschiedener Clubs und Diskotheken, als leidenschaftlicher Motorradfahrer – der früher Profi-Rennen fuhr – und durch sein Kfz-Geschäft in Ehring neben der B12. Wer ihn etwas besser kannte, wusste, was ihm das Wichtigste war: seine Familie. Die hatte er am liebsten um sich herum, für die war er der Fels in der Brandung.

Die Entscheidung, die professionellen Motorradrennen an den Nagel zu hängen, hing auch mit seiner Familie zusammen. Der Mettenheimer wollte nicht mehr, dass sie um ihn bangen muss, hatte er doch bereits einen schweren Sturz auf dem Bike erlebt. Stets hatte Marcus ein enges Verhältnis zu seinen Schwestern Miri und Melli. Die drei waren ein eingeschworenes Team. Mellis Kinder Michael, Lucia und Elisa hatten in ihm einen liebevollen „Onki“. Für seine Mama Ulrike war Marcus „ihr Bubi“.

Kurzmaier beschrieb Marcus Maurer als großzügigen und gutmütigen Menschen, aber auch als eine „leicht traurige Seele, weil er mit seiner Großzügigkeit und Gutmütigkeit von einigen Menschen ausgenutzt und enttäuscht wurde.“

Der Verstorbene war Reservist bei der Bundeswehr – seine Kameraden waren auch zur Abschiedsfeier gekommen. Bei den Maurers daheim in Mettenheim ging es oft gesellig zu. Sie verstanden es, aufmerksame Gastgeber zu sein. So hatten Marcus und Miri Freude daran, andere mit gutem Essen und Drinks zu verwöhnen.

Auch Mirjams Hochzeit 2017 am Gardasee, als sie ihrem Jürgen in Lazise das Jawort gab, war ein unvergessliches Fest.

Eigene Kinder blieben den beiden, die in Mühldorf wohnten, verwehrt. Doch Miri ging auf in ihrer Rolle als Tante für die drei Kinder ihrer Zwillingsschwester, war ihnen eine zweite Mutter und Vertraute.

Mirjam war organisiert und vorausschauend – und das nicht nur bei ihren Kollegen von der Stadtbau Waldkraiburg. Sie liebte Reisen, schöne Kleider und besondere Anlässe. Ibiza entdeckte sie als Kraftquelle, sie wurde eine zweite Heimat für die junge Frau, die so viele gesundheitliche Rückschläge und persönliche Verluste verschmerzen musste. Ihren Vater Herbert verlor sie vor zwei Jahren.

Trauerredner Kurzmaier schloss die Feier für Miri und Marcus mit den Worten: „Passt da oben weiter aufeinander auf, so wie ihr es als Geschwister auf Erden immer getan habt.“

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