Reichertsheim/Rattenkirchen – Große Aufregung gab es am Mittwoch, 28. August, in Reichertsheim. Eine Zeugin meldete sich bei der Polizei, weil sie beobachtete, wie mehrere Personen bei Bürg (Gemeinde Rattenkirchen) auf der B12 kurz vor Reichertsheim von einem Lkw heruntersprangen und in das angrenzende Waldstück liefen – offensichtlich eine Einschleusung.
Polizei fasst
zehn Geschleuste
Daraufhin folgte ein zweistündiger Großeinsatz mit Hubschrauber, Hundestaffel und zahlreichen Einsatzkräften, wie Jan-Uwe Polte, Sprecher der zuständigen Bundespolizei in Freilassing, auf Anfrage berichtet.
„Die Beobachterin sprach von rund 15 Leuten, die von dem Laster heruntergeklettert seien, bei dem Einsatz wurden zehn entlang der Waldwege gefasst“, erklärt Polte.
Fingerabdrücke
und Fotos
Durch den Einsatz der Hundestaffel sei „sehr wahrscheinlich“, dass alle eingeschleusten Personen ergriffen wurden, „im Endeffekt wissen wir es aber nicht hundertprozentig“, so der Sprecher. Nachdem die Geflüchteten in Reichertsheim gefasst worden seien, würden Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht, erklärt Polte weiter. „Viele brauchen auch medizinische Hilfe. In einem Lkw ist Platz, das war dieses Mal kein Problem. Wir hatten aber auch schon einen Fall, da haben wir 24 Personen mitsamt Kotbeuteln von einer kleinen Ladefläche geholt“, schildert Polte. Es gebe mehrere Möglichkeiten, wie nun mit den zehn Geflüchteten weiter verfahren werde. „Wenn ein Asylbegehren ausgesprochen wurde, werden sie nach München in die Erstaufnahme-Einrichtung überführt. Es muss auch geprüft werden, ob schon ein Antrag in einem anderen Staat vorliegt. Ansonsten werden die Geflüchteten nach Österreich zurückgewiesen – insofern bewiesen werden kann, dass sie dort die Grenze übertreten haben“, erklärt er. „Es sind viele Bereiche und Behörden involviert“.
Der Lkw-Fahrer sei weiterhin flüchtig, weswegen die Polizei einen Zeugenaufruf gestartet habe. Das gesuchte Fahrzeug – vermutlich ein 40-Tonner – bestehe aus einer wein- beziehungsweise rostroten Mercedes-Benz-Zugmaschine mit einem Sattelauflieger, auf welchem ein blauer Planenaufbau montiert sei. „Aufgrund dieser recht auffälligen Beschreibung hoffen wir auf Hinweise aus der Bevölkerung“, so Polte. Da das Strafmaß ist erst im Frühjahr 2024 „erheblich erweitert“ wurde, wartet auf den Täter bei Verurteilung eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bis zu fünf Jahren“, erklärt er. Es sei der erste Schleuser-Fall mit einem Lkw, den die Bundespolizei Freilassing in diesem Jahr bearbeite. „Vergangenes Jahr hatten wir deutlich mehr“, sagt der Sprecher.