Nachbarn der Mühldorfer Wiesn

von Redaktion

Heute beginnt das Volksfest – So ergeht es den Anwohnern in der Nähe

Mühldorf – Elf Tage Rummel und Lärm direkt vor der Haustür. „Wir lieben das Volksfest, man kann es nicht anders sagen“, schwärmt Hildegard Kraus, die mit ihrem Mann Johann seit 48 Jahren in der Innauenstraße, gleich hinterm Stadtsaal, wohnt und damit quasi direkt neben dem Volksfestplatz. Dort findet ab dem heutigen Freitag wieder das Volksfest statt.

„Für uns ist das eine tolle Sache“, so die passionierte Volksfestgängerin. „Wir gehen fast jeden Tag zum Mittagessen rüber, drehen abends eine kleine Runde und treffen Bekannte.“ In der Straße wohnen viele Ältere, erzählt die 69-Jährige: „Für uns gehört das Volksfest dazu. Der Termin ist jedes Jahr fest eingeplant im Kalender.“

Fast jeden Tag
auf dem Gelände

In den Urlaub zu flüchten, weil es zu laut ist, käme ihr nicht in den Sinn. Ihre Begeisterung fürs Volksfest rührt nicht zuletzt daher, dass sie im Schützenverein aktiv ist, selbstredend am Sonntag beim großen Trachtenumzug mitmarschiert. Sie hatte 2006 auch schon mal die Stadtmeisterschaft gewonnen.

Auch beim Thema Schlafen winkt sie ab: „Die Straße liegt etwas tiefer und vor uns ist noch der Stadtsaal. Und gegen etwas Musik auf Nacht ist nichts einzuwenden.“ Während der elf Tage, die das Volksfest andauert, ist die Innauenstraße gesperrt und das findet sie gut so: „Wir kommen zwar nicht mehr mit dem Auto direkt raus, aber es parken auch keine Besucher mehr vor unserer Tür.“

Vor allem nachts, wenn die letzten Gäste das Volksfest verlassen, sei es vor der Sperrung der Straße immer sehr laut gewesen. Das habe sich deutlich gebessert. Die Innauenstraße ist zur Volksfestzeit mit einer Schranke gegen den Parksuchverkehr abgeriegelt. Nur Anwohner und Verantwortliche der Stadt können die Schranke öffnen. Direkt gegenüber auf der anderen Seite des Volksfestplatzes, an der Altöttinger Straße, wohnt und arbeitet Reinhold Wanner. Seit neun Jahren ist dort seine Unternehmensberatung ansässig. Für ihn, seine Mitarbeiter und Kunden sei die Lage ideal: „Man ist fußläufig in der Stadt und wenn nicht gerade Volksfest ist, gibt es ausreichend Parkplätze“, erzählt er. Dem Volksfest sieht er gelassen entgegen: „Es muss jedem bewusst sein, dass, wenn man hier lebt und arbeitet, das Volksfest ebenso wie Veranstaltungen auf der Rennbahn dazugehören. Das ist gelebte Tradition, die ich auch unterstütze.“

Auch wenn das für ihn an diesen elf Tagen einen erheblichen Mehraufwand bedeutet. Allein die Bauzäune erschweren die Anfahrt für die Kunden. „Wir haben Anfahrtspläne erstellt, die wir dann an unsere Kunden rausgeben. Sie benötigen zudem einen Einfahrtsschein. Gleiches gilt für unsere Reinigungskraft“, sagt der Unternehmer. Aber auf die Bauzäune verzichten will er auf keinen Fall. Im Gegenteil: „Die werden immer gut mit Schlössern gesichert, damit ich keine Gäste im Garten vorfinde.“

Alles schon vorgekommen, bestätigt er. Im vergangenen Jahr etwa traf er ein Pärchen an, das sich auf seinen Gartenmöbeln vergnügen wollte. Leider trinken auch die ein oder anderen so viel über den Durst, dass sie sich statt auf der Toilette am Zaun oder an der Hecke erleichtern. Dann greift er schon mal zum Gartenschlauch, um die Duftnote wegzuspülen. Im vergangenen Jahr habe es sogar einer geschafft, einen Zaun im Rausch umzuwerfen. Aber das seien Ausnahmen: „In Summe ist es für mich eine Superlage, für die ich den Ausnahmezustand in Kauf nehme.“ Insgesamt habe sich die Lage deutlich verbessert, seit die Busse von der Rennbahn abfahren.

Wolfgang Klemisch, der bis vor drei Jahren sein Fotostudio neben dem Volksfestplatz hatte, bestätigt das. Als die Busse noch vor seiner Haustür geparkt hätten, ging es lautstark zu und immer wieder liefen Besucher einfach in den Garten rein. Mit der Verlagerung der Busstation auf die Rennbahn sei das viel besser geworden.

Über 20 Jahre hat er dort gewohnt. Auch wenn er von den Leuten im Garten nicht begeistert war, beschwert hat er sich nicht: „Das gehört einfach zur Tradition und das Volksfest ist immer schee!“ Weggezogen sei er aus anderen Gründen.

Keiner möchte
ungebetene Gäste

Und dann ist da auch noch die Jugendherberge direkt neben dem Volksfestplatz. Auch dort denkt niemand daran, die Pforten zu schließen: „Unsere Jugendherberge hat auch während der Volksfestzeit regulär geöffnet. Ein guter Teil der Betten ist für Volksfestpersonal reserviert. Es gibt aktuell auch noch freie Unterkunftsmöglichkeiten. Unmittelbar vor der Haustür gibt es während des Volksfestes natürlich den damit verbundenen Trubel und Lärm. Darauf wird bei möglichen Buchungen aber hingewiesen“, so der Pressesprecher der Stadt Mühldorf, Werner Kurzlechner.

Das Mühldorfer Volksfest beginnt am heutigen Freitag um 17.30 Uhr mit Standkonzert, Auszug und traditionellem Anzapfen.

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