Aschau – Haag, Lohkirchen, Starkheim, Aschau und Waldkraiburg – auf fünf Standorte verteilt sich das Sonderpädagogische Förderzentrum (SFZ) über den ganzen Landkreis. Doch mit einem Neubau auf dem Don-Bosco-Gelände in Waldwinkel sollen fast alle Standorte aufgelöst werden und den Schülern an einem gemeinsamen Lernort ein umfassendes Angebot gemacht werden. Denn eine Kooperation mit dem Berufsbildungswerk macht ein Angebot vom Vorschulalter bis zum Berufsabschluss für Jugendliche mit Förderbedarf möglich.
In Bildung und Zukunft investieren
„Wir investieren in die wichtigste Ressource: In die Bildung und damit Zukunft der Jugendlichen“, sagte Landrat Max Heimerl. Dafür gibt der Landkreis rund 50 Millionen Euro aus – trotz einer angespannten finanziellen Lage. Warum also ausgerechnet jetzt? „Weil alle Talente gleich viel wert sind. Diese Investition machen wir aus Überzeugung“, erklärte Heimerl.
Dafür sprechen unterschiedliche Gründe: Das SFZ in Waldkraiburgs Stadtmitte ist zu klein. „Es gibt einen erheblichen Flächenbedarf.“ Ein Grund, warum die Schule bislang ihren Schülern kein Ganztagsangebot machen kann. Außerdem machen es die einzelnen Standorte organisatorisch schwierig. Mit dem Neubau in Waldwinkel soll sich das ändern: Von den Außenstellen soll nur noch Haag bleiben, alle anderen werden an einem Standort zusammengefasst.
„Wir sind uns mit allen Beteiligten schnell einig geworden. Alle stehen hinter der Idee und nur so funktioniert es auch“, freute sich Heimerl. Den Standort hält er für „bestens geeignet“, ein Ort, an dem das pädagogische Konzept stimme, eingebettet in ein Lern- und Unterstützungskonzept, bei dem sich auch Synergien ergeben. „Es ist ein wichtiges Projekt in schwierigen Zeiten, hinter dem der Kreistag steht.“
Am neuen Standort geht das SFZ einen gemeinsamen Weg in die Zukunft mit dem Berufsbildungswerk Don Bosco. Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf können dann vom Vorschulalter bis zum Berufsabschluss ihren Weg in Waldwinkel gehen. „Das bietet uns eine Standort-Sicherheit, lässt aber auch Synergien finden“, erklärte Andreas Harr, Gesamtleiter bei Don Bosco. Er sieht darin eine gemeinsame Vision, sich für junge Menschen mit Förderbedarf einzusetzen. „Danke, dass an dem Projekt trotz klammer Kassen festgehalten worden ist“, freute er sich.
Neubau zeitlich
längst überfällig
Auch die Gemeinde Aschau hat an so manchen Stellschrauben gedreht, um das Projekt in Waldwinkel auf den Weg zu bringen. Zweiter Bürgermeister Christian Mayerhofer sprach in dem Zusammenhang die Zufahrt, den Sportplatz und den geplanten Busbahnhof an. Aber auch die Kommune will ihren Teil dazu beitragen: „Wir stecken in der Planung für ein Fernwärmenetz. Vielleicht lassen sich die Projekte zusammenführen.“ Dass der Neubau zeitlich längst überfällig ist, zeigte Schulleiterin Brigitte Krückl auf: „Die Schule wird seit zehn bis 15 Jahren aufgefordert, eine Ganztagsbetreuung anzubieten. Wir sind eine der wenigen Förderschulen, die das noch nicht können.“
Bislang sei es für die Schüler schwierig, einen Hortplatz zu ergattern, der vorrangig den Grundschülern vorbehalten ist. „Restplätze sind dünn gestreut.“
Das Schulhaus selbst ist zu klein, die Räume zu eng. „Es gibt keinen Platz für zusätzliche Räume, wir haben keinen Platz für eine Mensa. Verwaltung und Organisation der vier Außenstellen sind schwierig“, erklärte Brigitte Krückl. Angesichts einer Investition von 50 Millionen Euro spricht sie von einer „horrenden Summe“. „Wir sind dankbar, dass der Neubau umgesetzt wird. Es werden sich Synergie-Effekte ergeben, mit denen man in der Zukunft sparen wird“, fuhr sie fort. Fahrtkosten für den Bus könnten reduziert werden, aber auch die Mietkosten.
Was auf dem Gelände in Waldwinkel passieren soll, darüber gaben Lisa Meyer, Projektleiterin am Landratsamt, und anschließend die beiden Architekten Stefan Hopfensberger und Gudrun Loistl einen Überblick. Erste Vorarbeiten haben bereits begonnen, nächstes Jahr starten die Abbrucharbeiten. „Das Projekt nimmt jetzt Fahrt auf“, sagte Lisa Meyer. Mitte nächsten Jahres sollen die Arbeiten für den Neubau starten, in den Osterferien 2028 soll die Schule in Betrieb genommen werden.
110 Meter lang soll das neue Schulgebäude werden, die jetzigen Turn- und Schwimmhallen bleiben im Gegensatz zu den anderen Gebäuden erhalten und werden saniert. „Über der Schwimmhalle wird aufgestockt“, erläuterte Stefan Hopfensberger die Pläne.
Zwei Pausenhöfe
und ein Spielhof
Im Untergeschoss ist später Platz für Werk- und Technikräume und eine Großküche, über einen Lichthof gibt es dort auch Tageslicht. Außerdem ist eine Tiefgarage geplant. Auf Erdgeschoss und zwei Obergeschosse verteilen sich Mensa, Aula, Lehrküche, Klassenzimmer, Fachräume oder die Ganztagsbetreuung. Zwei Pausenhöfe und ein Spielhof für die Vorschule ergänzen das Angebot.
Gebaut wird in einer Holz-Hybrid-Bauweise. So wird im Untergeschoss mit Stahlbeton gearbeitet, weiter oben in Holz-Massivbauweise. Das Gebäude soll die Standards für ein KfW-40-Gebäude erreichen.
Bei einer Investition von 50 Millionen Euro rechnet der Landkreis mit Fördergeldern von rund 15 Millionen Euro. Trotzdem bleibt eine große Summe. „Das belastet den Kreis, aber wir halten daran fest“, sagte Landrat Heimerl.